Die Entschuldigung des Unverzeihlichen

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laleli Avatar

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Die Brüder Kris und Wolf und die beiden unzertrennlichen Freundinnen Tamara und Frauke, vier junge Leute Ende Zwanzig, haben irgendwie nach Schule und Studium den Einstieg in die bürgerliche Gesellschaft noch nicht so ganz geschafft. Verantwortung, z.B. für ein eigenes Kind wollen sie noch nicht übernehmen, ebenso wenig sich in ungeliebten Jobs abrackern. Zwischen Parties und Sinnsuche und der Sehnsucht nach der großen Liebe gründen sie ihre eigene kleine Firma, eine Agentur, die sich für ihre Kunden entschuldigt, wo immer der Kunde meint, eine Entschuldigung sei angebracht.  Der ungewöhnliche Erfolg dieser Geschäftsidee und das damit leicht verdiente Geld versetzen die vier jungen Geschäftsleute in einen geradezu euphorischen Zustand. Solange, bis ihre Unbedarftheit von einem unbekannten Kunden missbraucht wird: Er verlangt von der Agentur die Entschuldigung für eine unverzeihliche Tat: Sie werden an den Schauplatz eines grausamen Mordes gelockt und sollen sich in seinem Namen bei dem Opfer entschuldigen. Damit geraten sie in einen Strudel von Gewalt und Mord, aus dem kein Entrinnen mehr möglich ist. Sie, die sich nur schnelles Geld und ein leichtes, ruhiges Leben gewünscht haben, verwickeln sich in einem Spinnennetz aus Lügen, Rache und Wahnsinn: Je mehr sie sich abstrampeln, um zu entkommen, desto fester zieht sich das Netz zu, bis zwei von ihnen mit dem Leben für ihre Naivität bezahlen müssen.

 

Zoran Drvenkar hat das Buch durch Perspektivewechsel, die an filmartige Sequenzen erinnern, raffiniert und abwechslungsreich angelegt. Schmerzhaft scharf beobachtet und von gnadenloser sprachlicher Präzision mutet der Text seinen Lesern manchmal fast zuviel zu: Das Protokoll eines brutalen Kindesmißbrauchs gehört in dieser Genauigkeit eher in die Polizeiakten als zwischen zwei Buchdeckel. Der wirklich großartigen Komposition dieses Buches und der Spannung hätte der Verzicht auf diese allzu realistischen Detailschilderungen keinen Abbruch getan: Drvenkar versteht es doch ohnehin, Empfindungen so zu schildern, dass uns beim Lesen der Atem stockt… Zum Erzählen gehört auch manchmal die Kunst des Verschweigens, den Rest erledigt bei derart guter Vorarbeit des Schreibers doch die Phantasie des Lesers! Trotzdem: Leicht strapaziert, doch viel mehr fasziniert habe ich dieses Buch gelesen. Ohne jeden Zweifel hat der noch junge kroatischstämmige Autor das Zeug dazu, sich in die Bestsellerlisten zu schreiben!