Jeder kann zum Schuldigen werden

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Vier Freunde gründen ahnungslos eine Firma, sie wollen sich für andere entschuldigen. Endlich geht es ihnen einmal gut, alles scheint wunderbar zu laufen, doch dann wird ein Mörder auf ihre Geschäftsidee aufmerksam und macht Frauke, Kris, Tamara und Wolf zu Mittätern. Ein grausiges Spiel um Schuld und Sühne nimmt seinen Lauf und es scheint als könne ihm niemand entrinnen!

Zoran Drvenkar konfrontiert den Leser hier mit der Tatsache, dass er ihn selbst in die Rolle des Bösen zwängt. Schockiert stellt man fest, dass man selbst der Mörder und Fadenzieher ist, dessen Geschichte sich stückchenweise entblättert und die Spuren der Schuld verwischt. Durch den ungewohnten Schreibstil fühlt man sich wie ein Teil der Geschichte. Man denkt über jede der Handlungen nach und sucht zusammen mit den vier Freunden nach einer Lösung, einem Ausweg. Aber auch durch die ständig wechselnden Perspektiven wird der Leser am Buch gehalten, immer wieder erfährt man neue Puzzelteile und kommt den Gründen näher, doch man erkennt auch, dass durch die zu Anfangs gestiftete Verwirrung alles auf eine Katastrophe zusteuert. Doch damit nicht genug, auch die Zeitstränge werden wild durcheinander gewürfelt, mal ist man im Jetzt und Hier und wird Zeuge einer neuen Schandtat. Dann wieder ist man "davor" oder "danach" und beginnt immer mehr der Zusammenhänge zwischen Personen, Orten und Verbrechen zu verstehen!

Zur Krönung verleiht Zoran Drvenkar allen seinen Figuren auch eine wirkliche charakterliche Tiefe, niemand ist hier einfach gut oder einfach böse, da gibt es auch noch Schuld, Trauer, Rache, Verständnis. Jeder Charakter hat etwas von beiden Seiten, kann ganz schnell von gut zu böse werden und andersherum. Ein wirklich verwirrendes Leseerlebnis, nicht nur für Fans von Thrillern!

Verwirrend ist lediglich der Verzicht auf Anführungsstriche, der einen schon mal nach dem gesprochenen suchen lässt.