Schuld und Rache

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schlumbergera Avatar

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**Inhaltsangabe:**

Kris Marrer gründet gemeinsam mit seinem Bruder und zwei Freundinnen die Agentur „Sorry“. Ihr angebotenes Produkt sind Entschuldigungen, die sie dann im Auftrag von ihren Kunden durchführen.
Das Geschäft läuft für alle überraschend gut, bis ein Kunde sie plötzlich zu einer Toten schickt, um sich für den Mord an ihr zu entschuldigen. Danach ist nichts mehr wie vorher, die vier Partner geraten immer tiefer in eine Geschichte, die langsam auch zu der von ihnen wird und welche die kleine Gemeinschaft auf harte Proben stellt ...

**Der erste Satz:**

„Es überrascht dich, wie einfach es ist, sie ausfindig zu machen.“

**Meine Meinung zum Buch:**

Dieses Buch war eines meiner ersten Lesehighlights in diesem Jahr.

Es beginnt mit einem ziemlich grausamen Mord, der mich fragen ließ, wie viel Hass ein Mensch in sich aufstauen muss, um so zu handeln. Der Autor gibt dann stückchenweise die nötigen Informationen preis, aber als Leserin muss ich mich auf Überraschungen gefasst machen, denn nicht immer ist alles so, wie es auf den ersten Blick aussieht. Es gibt in der Geschichte einige sehr überraschende Wendungen, mit denen ich nie gerechnet hätte und die mich begeisterten.

Das Buch ist in viele kurze Kapitel gegliedert, welche die Seiten nur so fliegen lassen. Ich mag diese kurzen Kapitel, denn meistens lese ich dann länger, weil ich denke „das eine geht noch“ und dann „das geht auch noch“, u. s. w.
Die Kapitel sind zeitlich aufgegliedert in „davor“, „dazwischen“ und „danach“ und tragen zusätzlich die Namen der Protagonisten, aus deren Sicht erzählt wird: Das sind die vier Freunde und Gründer der Agentur „Sorry“: Kris, Wolf, Tamara und Frauke, und dann noch zwei weitere, zu Anfang mysteriöse Personen: „Du“ und „Der Mann der nicht da war“. Die Identität dieser Personen enthüllt sich dann im Laufe der Geschichte.
Die Kapitel mit der Überschrift „danach“ sind besonders geheimnisvoll und ihr Hintergrund klärt sich erst auf den letzten zehn Seiten des Buches auf – diese Auflösung finde ich schlichtweg genial und ich habe diese Kapitel (es sind nicht so viele) gleich nach Ende der Geschichte alle noch einmal gelesen.

Der Autor verlangt von seinem Leser aber auch einiges ab. Durch die unterschiedlichen Erzählperspektiven, Rückblenden in verschiedene Zeitebenen und die Tatsache, dass man nicht sofort alles erklären und verstehen kann, gerät man in einen zunächst verwirrend erscheinenden Plot, der aber so spannend ist, dass man unbedingt wissen will, warum alles so passiert ist und wie sich die Sache am Ende aufklären wird. Er geht auch mit seinen Protagonisten nicht zimperlich um und wirft sie in extreme Situationen bzw. setzt sie (und auch den Leser) extremen Gefühlsbädern aus. Trotzdem bleibt alles glaubhaft und die Motive und Reaktionen sind absolut nachvollziehbar und auch nachfühlbar.

Ich verrate nicht zu viel, wenn ich sage, dass es in diesem Buch um Schuld und um Rache geht, darauf kommt der Leser relativ schnell. Die beschriebenen auslösenden Ereignisse haben mich teilweise sehr erschüttert und auch nicht sofort nach Ende des Buches losgelassen. Drvenkar bietet keine einfache Täter-Opfer-Geschichte an, jeder ist beides und jeder muss am Ende mit seiner Schuld bzw. seiner Verantwortung allein leben.
 

Viele Grüße von Annabas ![](http://www.vorablesen.de/modules/fckeditor/fckeditor/editor/images/smiley/msn/regular_smile.gif)