Schuld und Sühne

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elke17 Avatar

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Eigentlich möchte ich für das Buch gar keine Wertung abgeben und kann meine Empfindungen auch nur schwer in Worte fassen. Zoran Drvenkar mutet seinem Leser einiges zu, zumindest bei mir ging es teilweise bis an die Grenze des Erträglichen.

Ich weiss nicht, in wie weit der Autor Anleihen bei literarischen Vorbildern genommen hat, aber Dennis Lehane hat in "Mystic River" (ebenfalls veröffentlicht unter "Spur der Wölfe") das gleiche Motiv wesentlich subtiler behandelt. Im Gegensatz dazu kommt Drvenkar mit dem Holzhammer daher und schildert die gewalttätigen Perversionen absolut detailverliebt und dermaßen drastisch, dass ich mehr als einmal kurz davor stand, das Buch zuzuklappen.

Der Stil ist allerdings auch gänzlich anders als bei Lehane: Drvenkar erzählt im Präsens und aus unterschiedlichen Perspektiven, schafft es dadurch aber nie, dass sich beim Leser eine entsprechende Distanz aufbaut. Die Geschichte legt dadurch ein hohes Tempo vor und zieht den Leser tief hinein. Aber vielleicht ist das auch so gewollt, um die Emotionen des Lesers anzusprechen und zu fesseln.

Natürlich ist Kindsmissbrauch immer ein Thema, das sehr stark emotional besetzt ist. Aber gerade hier hätte ich mir mehr Fingerspitzengefühl von dem Autor erwartet. Und ich kann mich nur einem meiner Vorschreiber anschließen: Ich mache mir ernsthaft Gedanken um die Seelenzustände von Herrn Drvenkar!