Wenn Opfer zu Tätern werden

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern
pharo72 Avatar

Von

Vier ehemalige Schulfreunde haben eine geniale Idee. Sie gründen die Agentur „Sorry“ und bieten im geschäftlichen Bereich an, bei den Opfern anstelle des Schuldigen um Verzeihung zu bitten. Die Firma wird ein voller Erfolg. Doch eines Tages werden sie an einen Tatort bestellt und sollen sich bei einer schrecklich zugerichteten Leiche entschuldigen und für deren Verschwinden sorgen. An dieser Stelle werden sich die Freunde uneinig, ein erster Bruch zeichnet sich ab. Ein perfides Spiel wird eröffnet und es gibt noch mehr Mitspieler. Jeder für sich wird in einen Sog aus Schuld und Sühne hineingezogen, aus dem es kein Entkommen zu geben scheint.

 

Mit diesem Thriller legt Zoran Drvenkar einen zutiefst verstörenden Roman vor. Bereits der Anfang schockt enorm und zartbesaitete Leser werden das Buch wohl bereits jetzt weglegen. Danach lernen wir die vier Protagonisten und ihren Weg zur eigenen Firma hin kennen. Die Konfrontation mit der ersten Leiche bildet einen Spannungshöhepunkt und von da ab ist es fast unmöglich, sich dem Sog der Geschichte zu entziehen.

 

Man hat sich inzwischen an die vielen Perspektivenwechsel sowie die ungewöhnlich persönliche Ansprache in der zweiten Person gewöhnt und bekommt langsam durch die Rückblicke eine Ahnung von den Abgründen, in die man hineingezogen wird. Je deutlicher die Vergangenheit hervortritt, um so mehr Verständnis bringt man dem Täter entgegen. Letzten Endes ist sein Weg, wenn auch nicht der Richtige, so doch menschlich nachvollziehbar.

 

Anfängliche Verwirrungen und Unklarheiten lösen sich auf wie ein perfekt konstruiertes Puzzle. Opfer gibt es sowohl bei den Schuldigen also auch den Unschuldigen, ohne jedoch zu sehr in blutigen Details zu schwelgen. Ein wenig irritierend fand ich anfangs noch, dass der Roman in alter Rechtschreibung gedruckt wurde, aber auch daran gewöhnt man sich mit der Zeit wieder und dies soll nicht zu einem Punktabzug führen. Wer einen ungewöhnlichen, jedoch gnadenlos spannenden Thriller lesen mag, dem sei „Sorry“ uneingeschränkt empfohlen.