Später Frost

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern
piratenbraut Avatar

Von

Die Leseprobe zu dem Buch hat mir zwar gefallen, aber ich fand sie bis dahin nicht sonderlich spektakulär. In der Tat ist es auch ein recht typischer skandinavischer Thriller, denn er kommt mit wenig brutalen Beschreibungen und einer wie immer sympathischen Ermittlertruppe daher, in der jeder individuell zu der Lösung des Falls beiträgt. Schwedische Krimis haben fast immer diese besondere Atmosphäre. Und hier gefällt mir die Kombination der etwas älteren Ingrid Nyström und der jungen unkonventionellen Stina Forss wirklich gut.

Stina hat grade erst ihren Job in Deutschland aufgegeben, um ihrer Vergangenheit zu entfliehen, und fängt neu bei der Polizei in Växjö an.

Prompt wird einige Tage später ein alter Herr Balthasar Melchior Frost in seinem Gewächshaus ermordet aufgefunden. Ab da ist die Ermittlung sehr kompliziert. Gab es eine Frau seinem Leben? Alle Freunde sagen nein. Es stellt sich heraus, dass er schwul war. Warum wurde ihm ein Finger abgetrennt? Wo ist die Kugel, die im Gewächshaus abgeschossen wurde? Wer hat das Gewächshaus beobachtet? Es gibt viele Verdächtige, doch nach und nach setzen sich die Puzzleteile zusammen. Es stellt sich heraus, dass der Ermordete seit Jahrzehnten unter falscher Identität lebt. Er war während des Krieges im gleichen Hospiz untergebracht wie der wirkliche Frost. Sein Name ist Henrik Larsson. Als Frost im sterben lag, sah er seine Chance, mit neuer Identität ein Leben aufzubauen und seine Homosexualität auszuleben. Denn damals war das in Schweden kein einfaches Unterfangen. Was Larsson nicht wissen konnte war, dass der echte Frost kurz vor seinem Tod eine Tochter gezeugt hat, die Jahre später auf den Namen ihres Vaters stößt und sich auf den Weg zu ihm macht, ohne zu ahnen, dass dieser Mann gar nicht ihr Vater ist.

Der Mörder ist der Neffe von Larssons Freund, der die Homosexualität vor langen Jahren aufgedeckt und Larsson erpresst hat. Die vermeintliche Tochter und der Mörder waren zufällig gleichzeitig am Tatort, daher die seltsamen Spuren. Eine tolle Story, auf die man nicht sofort kommen kann. Das Buch wird auch daher spannend, dass zwischendurch abwechselnd aus Sicht der Tochter und des Mörders erzählt wird und man als Leser zwar merkt, dass es unterschiedliche Personen sind, aber man nicht weiß, wer der Mörder ist.

Tolles Buch! Mehr davon!