Später Frost

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cellissima Avatar

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Die junge Kommissarin Stina Forss sucht nach neuen Herausforderungen. Sie zieht von Berlin nach Växjö, Smaland, wo sie eine Stelle gefunden hat.
Kaum im tiefsten schwedischen Winter angekommen, bleibt ihr kaum Zeit, sich einzugewöhnen, eine Wohnung zu suchen, ihre neue Chefin Ingrid Nyström richtig kennenzulernen und mit dem gemeinsamen Arbeiten vertraut zu werden. Denn tief im Wald wurde jemand ermordet: der englische Schmetterlingsforscher Balthasar Frost, der seit Ewigkeiten in Schweden lebte.
Man fand ihn in seinem Schmetterlingshaus, schrecklich verätzt, verstümmelt und gefoltert. Es ist ein symbolträchtiger, höchst seltsamer und grausamer Mord, der so bisher noch nie dagewesen ist im beschaulichen Smaland ...
Wer tötete den zurückgezogen lebenden, netten alten Mann? Warum? Und warum auf diese bestialische Art und Weise?
Stina Forss und Ingrid Nyström nehmen die Ermittlungen auf. Sie führen sie weit in die Vergangenheit und tief in die schwedische Geschichte hinein, in die beste Gesellschaft Stockholms.
Um diesen Fall lösen zu können, müssen sogar Spuren bis nach Jerusalem zurückverfolgt werden!
Forss und Nyström setzen alles daran, den Fall zu klären, ermitteln gar auf eigene Faust, scheuen weder Risiken noch Weisungen von Vorgesetzten. Bald geraten sie selbst in Gefahr ...
Meine Meinung
"Später Frost" ist ein großartiges Debüt und wirklich der beste Schweden-Krimi, den ich bisher gelesen habe.
Schon das Cover passt perfekt zur Geschichte und versetzt einen in die passende Stimmung: die faluroten Holzhäuser am Meer, der viele Schnee, der dunkle Himmel ... man fühlt sich wirklich, als sei man an einem anderen Ort, nicht mehr im hochsommerlichen Deutschland, sondern im eiskalten Schweden, im tiefsten Winter. Die Stimmung ist bedrohlich, man merkt, dass etwas Schreckliches geschehen wird ...
Die Autoren schreiben sehr gut, der Krimi lässt sich sofort flüssig und angenehm lesen.
Es ist etwas schwierig, das Buch gut zu beschreiben, ohne zu viel zu verraten, denn die Geschichte ist komplex.
Die Geschichte hat, ganz grob unterteilt, zwei Erzählstränge: den ersten bildet das Jerusalem im Jahre 1948, den zweiten das heutige Schweden, genauer gesagt Smaland, noch genauer: Växjö.
Sehr viel Zeit und noch viel mehr Kilometer liegen dazwischen, und man fragt sich natürlich, wie das zusammenhängt. Das Autorenpaar strickt beide Erzählstränge jeweils konsequent weiter. Die Spannung ist sofort sehr hoch. Die Zusammenhänge sind nicht vorhersehbar, die Auflösung folgt erst am Ende.
Diese Idee hat mir sehr gut gefallen. Man baut so viel Spannung auf - aber doch sind es nie zu viele Erzählstränge, verliert man nie den Überblick.
Was in vielen anderen Büchern schiefging bzw. -geht, gelingt hier perfekt.
Die Ermittlerinnen sind zwei starke Frauen, die die Wahrheit ans Licht bringen wollen und das tun, was sie für richtig halten.
Die Charaktere sind sehr gut, authentisch und liebenswert gezeichnet, man wird gut eingeführt und erfährt Einiges über sie. Doch steht das nie zu sehr im Mittelpunkt, sondern nimmt die Ermittlungsarbeit den größten Teil ein. Auch hier empfinde ich die Mischung als perfekt.
Der Fall an sich und die Ermittlungsarbeit sind hochspannend. Das liegt nicht nur an dem Mord an sich, sondern um alles, was drumherum gewebt worden ist. Man erfährt so viel! Es geht, wie bereits erwähnt, nicht nur darum, irgendein dunkles Geheimnis aufzudecken, sondern es handelt sich um komplexe, brisante Dinge.
So war Frost homosexuell. Die Idee, diese Thematik aufzugreifen, finde ich mutig und sehr interessant, und auch die Umsetzung ist absolut gelungen. Es handelt sich nicht, wie so oft, um einen 08/15-Milieu-Mord, sondern es steht eine ganz andere, persönliche Lebens- und Liebesgeschichte dahinter.
Man erfährt etwa viel über die schwedische Geschichte und darüber, wie man im vergangenen Jahrhundert in Schweden mit Homosexuellen und der Homosexualität umging.
Die Spannung steigert sich immer weiter, bis man es kaum noch aushält. Bis zum Ende ist nicht vorhersehbar, wer Frost geötet hat, warum diese Person das getan hat, und vor allem, um wen es sich bei Balthasar Frost wirklich gehandelt hat!
Auch pychologisch ist dieser Krimi äußerst reizvoll.
Was will man mehr?
Fazit
Ein absolut spannender, komplexer und brisanter Fall. Man fühlt sich in den tiefsten schwedischen Winter versetzt und ermittelt, rätselt und fiebert mit.
Man mag es kaum glauben, dass es sich hier um ein Debüt handelt, ist dieser Krimi doch wirklich perfekt und das Beste, was ich bisher an Schweden-Krimis gelesen habe.
Unbedingt lesen! Vor allem für Krimi- und Schweden-Fans ein absolutes Muss.