Jenseits der Stille...

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cmgu Avatar

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Eines erfährt der Leser von Beginn an: Karl Heidemann, geboren am 6.12.1982 in Jettenbrunn, wird auch dort sterben - an einem "guten Tag". Interessant zu wissen ist nun, was dazwischen geschehen wird, zwischen seiner Geburt und dem guten Tag. Von Beginn an strapaziert Karl die Nerven seiner Eltern, denn er ist ein Schreikind. Beruhigen lässt er sich nur, wenn sein Vater abendliche Spaziergänge mit ihm unternimmt und kein Lärm an seine Ohren dringt. Eine 2. Möglichkeit der Beruhigung ist die Nahrungsaufnahme, doch die mündet in einen Teufelskreis, denn das Kind nimmt nun immer mehr zu und entwickelt sich zu einer "dicken Larve". Charlotte, die Mutter, entwickelt langsam eine Abneigung gegenüber dem Kind, das sich von ihr nicht beruhigen lässt und sie an den Rand der Verzweiflung treibt. Sie ist kurz davor ihren Sohn in der Badewanne sich selbst zu überlassen, da bricht die LP (leider) ab.
Puhh - ganz schön harter Tobak, doch irgendwie kann man auch diese Mutter verstehen und will gleichzeitig wissen, was zum Verhalten dieses Kindes führt. Auf der Suche nach endloser Stille produziert das Kind ohrenbetäubenden Lärm und entwickelt eigene Strategien, mit dem Leben klarzukommen. Was treibt Karl Heidemann dazu, zum Mörder zu werden? Und das obwohl seine Eltern denkbar gute Voraussetzungen mitbrachten, ihm liebevolle Eltern zu sein.
Toller Schreibstil, hoher Identifikationsfaktor und eine spannende Story, die bestimmt noch mehr Fahrt aufnehmen wird als "Chronik eines Mörders", der es jenseits der Stille scheinbar nicht aushalten kann. Sehr lesenswerte LP - ich werde das Buch bestimmt nicht weglegen können.