Ein Albtraum, aus dem es kein Erwachen gibt

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kimvi Avatar

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Lara Simons ist frisch geschieden. Mit der Verwirklichung ihres großen Traums, Chefin ihres eigenen Cafés zu sein, möchte sie nun ihr Leben in neue Bahnen lenken. Doch es kommt alles anders als gedacht. Kurz nach der Eröffnung wird Lara nachts brutal von einem gesuchten Serienmörder überfallen. Durch eine glückliche Fügung des Schicksals kann sie dem Täter zwar im letzten Moment entkommen, doch damit ist sie noch nicht außer Gefahr. Denn der Killer hat sich geschworen, die junge Frau zu töten und nichts und niemand soll ihm dabei in die Quere kommen. Er kennt Lara genau und weiß alles über sie, schließlich hat er sie seit Jahren im Visier und nur darauf gewartet eine offene Rechnung mit ihr zu begleichen. Nach einem erneuten Übergriff wird Lara in ein Schutzprogramm aufgenommen. Sie muss ihrem alten Leben den Rücken kehren und sich auf der Insel Rügen ein neues Leben aufbauen. Jahre später beginnt der Albtraum erneut, denn dem Killer ist es gelungen Lara auf die Spur zu kommen.....

Auf eine langsame Eingewöhnungsphase verzichtet Hanna Winter in ihrem zweiten Thriller. Denn er beginnt mit einem spannenden Prolog. Hier beobachtet man den Serienmörder dabei, wie er einem Opfer auflauert, die Frau in seine Gewalt bringt und eiskalt seinen Trieben folgt. Durch den rasanten Einstieg ist die Spannung von Anfang an spürbar und das Interesse am weiteren Verlauf des Geschehens geweckt. 

Die Handlung des Thrillers wird aus verschiedenen Perspektiven betrachtet. Nach den brutalen Ereignissen im Prolog, wendet sich das Geschehen der Hauptprotagonistin Lara zu. Man beobachtet die Eröffnung ihres Cafés und lernt so die Hauptakteurin und ihr näheres Umfeld etwas kennen. Lara wirkt dabei sehr sympathisch. Sie scheint die Trennung von ihrem Mann zu diesem Zeitpunkt zwar noch nicht ganz überwunden zu haben, dennoch hat man den Eindruck, dass sie mit beiden Beinen fest im Leben steht und dabei ist, gemeinsam mit ihrer Tochter einen Neuanfang zu wagen. Doch bevor es dazu kommen kann, schlägt der Täter zu und verwandelt Laras Leben in einen Albtraum, aus dem es kein Erwachen gibt. Die Spannung ist in diesem Thriller allgegenwärtig, denn man ist sich stets der Bedrohung bewusst, in der Lara schwebt. Man gerät früh in den Sog der Ereignisse und kann sich nur schwer davon lösen. Man spürt förmlich, wie sich das Netz um Lara immer enger zieht und verfolgt gebannt den Verlauf der Handlung. 

 

Es gibt auch einige Rückblicke in die Vergangenheit. Hier erfährt man Details aus dem Leben des Täters. Schritt für Schritt kommt man seinem Motiv auf die Spur. Es gelingt Hanna Winter hervorragend,  Hinweise zu streuen und Fährten auszulegen. Man folgt ihnen nur allzu bereitwillig. Doch kaum hat man das Gefühl, die Identität des Killer zu enttarnen, sorgt eine überraschende Wendung dafür, dass man die eigenen Ermittlungen überdenken muss. Denn so leicht lässt sich der erfahrene Serienmörder nicht überführen. Man kann nur schwer einschätzen, wem Lara vertrauen kann. Dadurch bleibt die Spannung bis zum Schluss erhalten. 

 

Der Schreibstil ist recht einfach und schnörkellos. Dadurch lässt sich der Thriller allerdings sehr schnell und flüssig lesen. Aufgrund der Beschreibungen kann man sich sowohl Charaktere, als auch Handlungsorte lebhaft vorstellen und dadurch mühelos in das spannende Geschehen eintauchen. Da der Serienmörder seine Opfer nicht gerade mit Samthandschuhen anfasst, sollte man sich beim Lesen dieses Thrillers auf blutige und brutale Szenen einstellen. Hartgesottene Thrillerfans werden sich davon sicher nicht abschrecken lassen, doch zartbesaitete Leser sollten das bedenken.

 

Ich habe vor einiger Zeit bereits "Die Spur der Kinder" von Hanna Winter gelesen. Leider konnte mich das Buch damals nicht überzeugen, da die Charaktere auf mich farblos und die Handlung klischeehaft wirkte. "Stirb" dagegen hat mich von der ersten bis zur letzten Seite gefesselt. Die Protagonisten wirkten auf mich sehr lebendig und ihre Handlungen glaubhaft und nachvollziehbar. Die Erzählung entwickelte sich wesentlich komplexer und spannender, als ich es erwartet hatte. Deshalb spreche ich eine begeisterte Leseempfehlung aus und werde sicher auch "Opfertod", den nächsten Thriller von Hanna Winter, lesen.