Kein Reiseführer

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern
sofie Avatar

Von

 

**„Die Stadt ruft sie.**

**Sie ruft.**

**Ruft.“**

 

_Strahlend schöner Morgen_ ist wirklich kein Reiseführer für L.A., zumindest habe ich jetzt nach dem Lesen nicht das Bedürfnis dorthin zu reisen. Für einen Reiseführer ist es auch einfach zu ehrlich. Auch wenn ich nie in L.A. war, habe ich das Gefühl, dass _James Frey_ den Geist der Stadt in diesem Roman eingefangen hat.

Im Roman werden die Lebensgeschichten, oder zumindest einige Ausschnitte davon, von dem Obdachlosen Old Man Joe, dem jungen Paar Dylan und Maddie, dem schwulen Filmstar Amberton und der Einwanderin Esperanza erzählt. Dazwischen erfährt man einige Fakten zu Los Angeles, zur Geschichte, Gesellschaft, seiner Entwicklung. Außerdem werden auch noch kurze Geschichten zu anderen Personen erzählt, dadurch ist es anfangs etwas verwirrend, weil so viele Personen vorkommen. Das klärt sich aber recht schnell.

Besonders gefallen hat mit der Erzählstil von Frey. Er schreibt in kurzen, prägnanten Sätzen, oft sind es nur Stichpunkte, Fakten. Außerdem verwendet er oft kurze Wiederholungen und Aufzählungen. Die Fülle an Fakten erschlägt einen manchmal fast, aber genau das ist wahrscheinlich so gewollt. Oft wird auch die Umgangssprache verwendet, man hat das Gefühl direkt vom Autor angesprochen zu werden. Das wirkt eiskalt und erbarmungslos, aber genauso erscheint einem auch die Stadt. Etwas gestört hat mich allerdings das Fehlen von Anführungszeichen bei der wörtlichen Rede.

Insgesamt hat mich das Buch wirklich beeindruckt, das Schicksal der fünf Hauptcharaktere hat mich gepackt, aber auch die vielen kurzen Geschichten, bei denen man nie genau weiß, ob sie auf wahren Begebenheiten basieren oder komplett erfunden sind, und die vielen Fakten über L.A. haben mir gefallen und insgesamt ein stimmiges Bild ergeben.