Spannendes Szenario – dennoch getrübter Lesespaß

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leseclau Avatar

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Im Grunde wird hier ein spannendes Szenario erzählt. Was geschieht, wenn Pro und Contra einer streitbaren Sache in einer Familie vereinigt sind? Wie weit gehen die einzelnen Familienmitglieder in ihrem Kampf?
Auch das Grundthema des Buches ist spannend und hochaktuell. Wie sicher sind Castor-Transporte? Was passiert eigentlich mit dem Atommüll? Sehr lebendig wird der Kampf der Befürworter und Gegner von Atommüll-Transporten geschildert. Da kommen bei mir Erinnerungen auf an die 90er Jahre, als die Nachrichten nahezu täglich über Castor Transporte berichteten.
Ralph Angersbach und Sabine Kaufmann geraten nun durch einen Mord mitten in diese Gemengelage. Sie ermitteln in den entzweiten Familien und entwickeln diverse Theorien, wie die Familienmitglieder involviert sein könnten. Nun ja, dass dann immer wieder neue Spuren (und Todesfälle) auftauchen und die Aufklärung Zeit braucht, hält die Spannung etwas hoch. Gleichzeitig hat mich das stereotype Einerlei, mit dem die beiden Kommissare beschrieben werden, zunehmend gestört: Sabine, einfühlsam und mit ihrer Größe hadernd, Ralph, poltrig, direkt und scheinbar wie der Elefant im Porzellanladen. Leider wurde dies auch immer wieder mit denselben Worten beschrieben. Noch befremdlicher fand ich, dass nahezu jeder Abschnitt mit der Frage geschlossen wurde, wen Sabine nun liebt. Ist es Ralph oder ein anderer Kollege. Mit letzterem hat sie eine Nacht verbracht und fragt sich nun, ob sie mit ihm zusammenbleiben und die Beziehung fortführen will. Oder doch lieber Angersbach? Trotz seiner wenig einfühlsamen Art? Oder doch der andere? Das hat für mich einfach den Rahmen gesprengt und den Spaß beim Lesen arg getrübt.
Letztendlich wurde in „Strahlentod“ ein Szenario geschaffen, dessen Potenzial meines Erachtens ungenutzt blieb.