Neles zweiter Ausflug in den mittleren Westen

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tochteralice Avatar

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Die beliebte Krimiautorin Nele Neuhaus im zweiten Teil ihres Amerikaausflugs: unter ihrem Mädchennamen Nele Löwenberg hat sie nun nach "Sommer der Wahrheit" einen zweiten Teil mit der jungen Sheridan Grant veröffentlicht, der seinen Anfang im tiefsten Mittleren Westen, im ländlich-abgeschiedenen Nebraska nimmt und zwar mit einem brutalen Gemetzel, das in der 2. Hälfte der 1990er Jahre auf dem Hof der Grants stattfindet und bei dem 5 Menschen ihr Leben lassen müssen. Für Sheridan ist dies der Beginn einer langen Odyssee - eine Festung der Einsamkeit, um mal mit Jonathan Lethem einen der bekanntesten US-Autoren zu zitieren, die sie mit sich herumträgt.

Im Gegensatz zum ersten Teil geht es hier richtig in die Krimihandlung, also in einen Bereich, in dem die Autorin voll und ganz zu Hause ist. Nur leider stehen trotz spannungsreicher Handlung zwei rührselige Selbstfindungsgeschichten - einmal die von Sheridan und dann noch die von Jordan, einem Polizisten, den sie im Zuge des Dramas, mit dem alles seinen Angang nimmt - im MIttelpunkt und ich muss leider sagen, dass ich beide als sehr kitschig und der eigentlich stringenten Handlung abträglich empfunden habe. Außerdem ist doch einiges extrem weit hergeholt und damit absolut unglaubwürdig. Die Schwarz-Weiß-Malerei der Figuren, die schon im "Sommer der Wahrheit" sehr auffiel, wird hier weiter vertieft.

Daher konnte ich das Buch leider nicht so wie Teil 1 genießen, obwohl Nele Neuhaus sich und ihrem atmosphärischen Schreibstil treu bleibt und Spannungselemente sind in genügender Anzahl vorhanden sind. Diesmal hat mich die Autorin leider ein kleines bisschen enttäuscht.