Deutsche Sprache - schwere Sprache?

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buecherfan.wit Avatar

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In ihrem Buch "Tee mit Buddha" beschreibt Michaela Vieser einen einjährigen Aufenthalt in einem japanischen

Kloster. Es handelt sich  um einen nichtfiktionalen autobiographischen Text, die Beschreibung einer tatsächtlichen 

und einer spirituellen Reise.

Die Leseprobe besteht aus zwei Teilen. Im ersten spricht die Autorin von ihrem Aufbruch und ihrer Ankuft in

Japan. Sie kommt mit vielen Klischeevorstellungen - der Berg Fuji, die geschwungenen Tempeldächer - und ist

enttäuscht von der häßlichen Landschaft und Bebauung, ja sogar vom Wetter. Später kommen eine ganze Reihe 

positiver Eindrücke hinzu. Der zweite Teil der Leseprobe beschreibt ein späteres Stadium ihres Aufenthalts im

Kloster. Sie hat sich eingelebt und ist auf dem Weg zur Erleuchtung schon ein ganzes Stück vorangekommen.

Das alles ist für den Leser von großem Interesse, denn die wenigsten haben die Möglichkeit, eine solche Reise zu

machen. Leider ist die sprachliche Umsetzung nicht gelungen. Einige Begebenheiten sind sicherlich witzig erzählt, 

aber mir ist  die Wortwahl  durchweg zu salopp, zu umgangssprachlich. Es sind nicht nur die vielen Tippfehler, 

die andere schon bemerkt haben und die mich  auch empfindlich stören, sondern  die insgesamt schlechte 

sprachliche Qualität, die in diesem Fall ja nicht einer fehlerhaften Übersetzung anzulasten ist - Michaela Vieser

schreibt schließlich in ihrer Muttersprache. Es stören vor allem Satzbau- und Ausdrucksfehler: "ein Sauerstoffgerät

das an seine Nase geschlossen war" (S. 7), "räusperte mich vor der Schiebetür, hinter der die Haushälterin schon zu

warten schien und sie mir auch sogleich öffnete" (S. 17/18), "eine ... Schale, auf die man ebenfalls klopfen oder  an

ihrem Rand entlangstreichen konnte", (S. 18), "von diesem Zeitpunkt ab", (S. 18), "sodass der Stab durch die Luft schnitt und mich hieb", (S. 20), "wie sehr sich meine allgemeine Wahrnehmung ... verschärfte", (S. 20), "Er darf sich

dabei der Sprache, seiner Gestik und dem Ausdrucksmedium Tanz bedienen" (S. 22), "rückte sich zurecht" (S. 22),

"Er musste sich wohl  genauso an mich gewöhnen wie ich an ihn" (S. 23) usw. Angesichts dieser "Mängelliste" für so

wenige Seiten Text stelle ich mir nicht zum ersten Mal die  Frage, was aus dem guten alten Korrekturlesen geworden

ist. Gehen Manuskripte heutzutage ungeprüft in die Produktion?