Teo

Waterloo

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marapaya Avatar

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Hängt der Haussegen schief, leiden alle Mitglieder der Familie. Besonders den 8jährigen Teo nimmt das ewige Streiten von Mama und Papa mit, ohne dass ihn die anderen dabei groß beachten. Die Eltern sind mit sich beschäftigt und die große Schwester hat mit der Pubertät zu tun. Teos Kindermädchen Susa ist sehr lieb und zugewandt, aber auf seine Fragen antwortet sie ihm oft so geheimnisvoll, dass er einfach nicht versteht, was sie ihm eigentlich sagen will. Zum Geburtstag bekommt Teo ein Buch über Napoleon. Schnell ist er begeistert von dem großen Kriegsherrn. Jede Schlacht soll er gewonnen haben, so steht es in dem Buch. Napoleon müsste man also fragen, wie man den Krieg zu hause beenden kann. Wenn alle Schlachten siegreich geschlagen sind, müsste endlich Frieden einkehren und Mama und Papa wieder zusammen lachen. Wie aber ist Napoleon zu erreichen? Für Teo beginnt die Suche nach einem Weg zu Napoleon und die möglichen Konsequenzen lassen den Leser zuweilen den Atem stocken.
Lorenza Gentile wagt das Experiment, sich ganz auf die Perspektive eines 8jährigen und seine Gedankenwelt einzulassen. Der Leser erlebt eine klare Trennung zwischen den Kindern und den Erwachsenen. Das, was uns Großen logisch erscheint, nehmen die Grundschüler ganz anders wahr. Vor allem nehmen sie die Dinge oft wörtlich und weniger übertragen. Das ist dann wiederum für den erwachsenen Leser eine interessante Perspektive. Das Familienleben hinter Teos teils naiver, teils philosophischer Suche nach einem Weg zu Napoleon jagt einem dann doch einige Schauer über den Rücken. Nicht weil die Familie besonders zerrüttet ist, man die Kinder misshandelt oder den Lohn vertrinkt. Nein, Lorenza Gentile beschreibt die nette mittelständische Familie von nebenan. In der man eigentlich für seine Kinder sorgt, sich um sie kümmert und auch jeden Sonntag in die Kirche geht. Doch hat sich eben zwischen dem liebenden Elternpaar ein Missklang eingestellt, der sich auf alle auswirkt, auch wenn es die Eltern nicht wahrhaben wollen. Teo hat ein feines Gespür für die Stimmungen der Großen. Er versucht die Missstände innerhalb des Familienbarometers irgendwie auszugleichen und wird von den Erwachsenen missverstanden, was wiederum zu Missinterpretationen bei ihm führt und neuen Ärger produziert. Es ist ein rührendes Buch und in ihrem leichten Ton eine schwere Geschichte, die nicht hinweg täuscht über das Wichtige im Leben: Die Sehnsucht nach der Harmonie und Liebe in der Familie und den Wegen, die wir beschreiten würden, so wir den könnten, um sie zurück zu holen.