Identität
Zu Beginn des Buches war für mich noch nicht klar gewesen, dass es sich bei der Protagonistin Nilufar um die gleichnamige Autorin handelt. Dieser autobiographische Roman mit dem Titel Terafik, der übrigens gleich zu Beginn des Buches aufgeklärt wird, ist für mich eine ganz besondere Erzählung. Die ca. 250 Seiten lesen sich durch die recht kurzen Kapitel und den poetischen und literarischen Schreibstil recht schnell und am Ende war ich traurig, dass es schon vorbei war. Beginnen tut die Geschichte mit Nilufars Vater, der im Buch eine große Rolle spielt, denn er ist der Schuldige an Nilufars Identitätskrise zwischen zwei Nationalitäten, der deutschen und der iranischen. Es ist erstaunlich, dass Nilufar erst so spät in das Land reist, in dem ein Teil ihrer Wurzeln liegt. Auf der Reise zu ihren Wurzeln begleiten wir sie und lernen dabei nicht nur Iran, sondern auch ihre Familie, die sich als ziemlich komplex erweist, sowie Bräuche und Kultur kennen – durchaus interessant. Der Fakt, dass Nilufar homosexuell ist und somit Frauen liebt, ihre eigene Mutter nicht sonderlich mag und ihre gleichaltrige Cousine Narges ein ganz anderes Leben führt als sie, obwohl doch das Leben dieser auch ihres hätte sein können, sind nur ein paar Punkte, die dem Leser Nilufars kompliziertes Leben näherbringen. Und am meisten berührt haben mich die Beziehung von Nilufar zu ihrer Großmutter, ihre Reue, dass sie noch nicht eher in das Land ihrer Wurzeln gereist ist und der Fakt, dass ihr Leben von den Entscheidungen ihres Vaters beeinflusst wurde. Diese Geschichte hat für mich vor allem einen Effekt: das eigenen Leben, die eigene Identität zu hinterfragen, denn was wäre, wenn mein Vater nach Iran ausgewandert wäre? Ich bewerte dieses Buch mit 5 Sternen und empfehle es jedem/jeder, der/die sich für Iran, Familiengeschichten, Identitätskrisen und alltägliche Probleme interessieren, wie wir sie doch alle alltäglich haben.
Danke Nilufar, dass du uns deine Geschichte erzählt hast!
Danke Nilufar, dass du uns deine Geschichte erzählt hast!