Der Auftakt zu etwas Großartigem

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern
blueamalthea Avatar

Von

Ein einst goldener Käfig inzwischen befallen von dunkler Fäulnis.
Eine offene stehende Tür.
Eine geflüchtete Gefangene.

Schon das Coverbild von Raven Kennedys „The Darkest Gold – Die Gefangene“ verspricht eine starke Heldin, die sich nicht mit ihrem Schicksal abfinden wird.
Der Anfang jedoch zeigt uns Auren, die „goldgeküsste Favoritin“ unter all den „Sätteln“ von König Midas. Desillusioniert und blind für die toxische Abhängigkeit, die sie für Liebe hält. Gefangen in einem goldenen Käfig, der ihr alles bietet, außer was ihre Seele begehrt. Zum Glück erkennt sie sozusagen im letzten Moment, dass es nicht so weitergehen kann und… - das muss man selbst lesen.

Mich hat bereits die Leseprobe dieser Saga so ungemein gefesselt, dass ich vor Freude im Zimmer herumgehüpft bin, als feststand, dass ich ein Leseexemplar oder in diesem Fall ein Hörbuch rezensieren darf.
Die Geschichte ist düster, fast erdrückend, die Sprache explizit und dürfte für den klassischen „Romance-Leser“ vermutlich zu hart sein.
Nichtsdestotrotz ist der Schreibstil flüssig, die Beschreibungen der Umgebung und Charaktere detailreich, ohne jedoch überladen zu wirken.
Da wir das Geschehen aus Aurens Sicht erleben, erschließen sich einige Informationen erst im Nachhinein, machen die Einführung in das Worldbuilding aber meiner Meinung nach angenehm vom Tempo her. Der sarkastische Unterton und auch die Selbstironie der Protagonistin runden das Ganze perfekt ab und haben mich mehr als einmal zum Grinsen gebracht.

Ich fand die Entwicklung von Auren interessant. Die Zerrissenheit zwischen „eigentlich müsste ich ja zufrieden sein, dass ich es so gut habe“ und „glücklich bin ich aber trotzdem nicht“ wurde von der Autorin gut beschrieben, ohne dass ich Auren als jammerig oder naiv empfand. Ihr Sinneswandel, ihren goldenen Käfig zu verlassen, war für mich nachvollziehbar und gut umgesetzt, ohne aus ihr gleich einen „Powercharakter“ zu machen. Das Gimmick ihrer goldenen Bänder und was sie damit alles anstellen kann, fand ich ungewöhnlich, aber faszinierend.

Es bleibt zu sagen, dass zart besaitete Leser sich die Triggerwarnungen wirklich ganz genau durch lesen sollten. Ich würde das Buch am ehesten in die „Dark-Romance“ Kategorie einordnen und das muss man eben genauso mögen, wie die vergleichsweise keuschen „Bridgerton“ Lovestories.
Ich für meinen Teil kann es kaum erwarten, den zweiten Teil zu lesen, denn der einzige Minuspunkt an dem Hörbuch war meiner Meinung nach die Sprecherwahl, die für mich weder eine angenehme Lesestimme, noch das passende Lesetempo hatten, aber das ist ja bekanntlich Geschmackssache.