Abenteuerlich und emotional

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lunamonique Avatar

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In „The Hurting“ von Autorin Lucy van Smit gibt Nells erste große Liebe Lukas Rätsel auf. Hat er eine finstere Seite?

Nell fühlt sich ungeliebt von Vater und Schwester. Ihre Mutter ist vor Jahren verschwunden. Ihren besten Freund Dom musste sie in Manchester zurücklassen. Norwegen ist ihr fremd. Zum Rettungsanker wird ein rätselhafter Junge im Wolfsmantel, der alle in seinen Bann zieht.

Eine unglaubliche Tat und ein Mädchen, das sich verfolgt fühlt. Der Einstieg mit einer beklemmenden Situation ist gelungen. Wie konnte es so weit kommen? In einem Rückblick, drei Monate zuvor, erfährt der Leser was geschehen ist. Die Geschichte wird in der Ich-Perspektive aus Sicht von Nell erzählt. Schwer zu ertragen ist Nells familiärer Alltag. Ihr tief religiöser Vater säuft und übertritt Grenzen. Außerdem ist Nell den Anfeindungen ihrer schwerkranken Schwester ausgesetzt. Das düstere Szenario wirkt zu übertrieben. Nell lebt wie eine Sklavin. Aschenputtel lässt grüßen. Das einzig Positive scheint ihr bester Freund Dom zu sein. Unverständlich bleibt, warum Nell sich so von ihrer Familie einschüchtern lässt und nicht um ihr eigenes Glück kämpft. Mitten in der Pubertät müsste sie eigentlich eine Rebellin sein. Die Verzweiflung der Hauptfigur ist verständlich. Mit Lukas kommt wieder Sonne in ihr Leben. Bald wird klar, dass ihre Liebe größer ist als seine. Was führt Lukas im Schilde? Seltsam ist, dass Nell ihm sofort all seine unglaublichen Storys abnimmt. Was ist Wahrheit, was Lüge? Nells Naivität ist schwer nachvollziehbar. Längst hat sie die rosarote Brille auf. Eine Geschichte mit nur drei guten Charakteren und alle anderen sind böse? Das Ungleichgewicht stört. Hoffnungslosigkeit, Aussichtslosigkeit, Intrigen, Verrat, Liebe, Nell schlittert von einem Abgrund auf den nächsten zu. Zum Ende geht es abenteuerlich und immer emotionaler zu. Eine kleiner Akteur wird zum Highlight. Ein bisschen viel Theatralik, aber der Schluss ist gelungen.

Das Cover setzt voll und ganz auf den Titel. Eine andere kreativere Umsetzung wäre möglich gewesen. „The Hurting“ erinnert mit Charakteren und Handlungsort ein bisschen an Twilight. Im Vordergrund steht das Thema „Große Liebe“. Aber auch der Schutz einer besonderen Kreatur nimmt viel Gewicht ein. Obwohl Manches übertrieben wirkt, reißt die Geschichte mit. Wende und Auflösung bieten keine große Überraschung. Ein durchwachsenes Fazit. Für weibliche Leser ab 14 Jahren mit einer Vorliebe für Liebesgeschichten eine unterhaltsame Lektüre.