Außergewöhnlich und düster

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lavendelknowsbest Avatar

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Nell ist isoliert in ihrer neuen Heimat Norwegen. Die Landschaft ist rau, doch ihr Zuhause ist noch rauer. Als sie dem wilden Jungen im Wolfsmantel begegnet ist sie fasziniert von ihm. Für Lukas tut sie vieles, ohne sich Gedanken zu machen und das soweit bis sie von der Polizei gesucht wird. Denn Nell hat ein Baby in die Wildnis entführt.

Das Cover gefällt mir aufgrund seiner Schlichtheit ziemlich gut. Es ist außergewöhnlich und passt sich somit der ungewöhnlichen Geschichte an.

Nell hat es nicht leicht in ihrem Leben. Ihre Mutter verließ sie, als sie noch ein Baby war. Allein mit ihrem Vater und ihrer Schwester zog sie von England nach Norwegen, weil dort die Behandlungsmöglichkeiten für ihre an Leukämie erkrankte Schwester am besten waren. Zu allem Übel ist ihr Vater ein alkoholkranker Religionsfanatiker. Alles in allem kein gutes Klima...
So ist auch die Grundstimmung der Geschichte von vorne herein sehr düster. Das Buch bedrückt, macht aber auch neugierig, wie sich alles zu dem Entwickelt wird, wie es schon im Klappentext angeteasert wird.

Ich habe Nell zunächst recht neutral betrachtet. Sie fiel als Protagonistin weder positiv noch negativ auf. Mir gefiel allerdings die Wendung, welche sie durchlief sehr gut. Außerdem fand ich ihre Interaktionen mit dem Baby sehr niedlich.

Wer das Baby ist und wie Nell zu ihm kommt, möchte ich an dieser Stelle nicht verraten. Alles hat mit Lukas, dem eigenartigen Jungen im Wolfsmantel zu tun. Seine Figur ist an Heathcliff aus "Sturmhöhe" angelehnt. Diese Geschichte las ich vor ein paar Jahren und so verstand ich auch die bewussten Anlehnungen an diesen Klassiker. Die Geschichte ist aber keine Neuerzählung.

Lukas ist speziell und Lukas ist kein Sympathieträger. Dennoch fand ich seine und Nells Geschichte sehr interessant und ungewöhnlich. "The Hurting" ist einfach eine wilde Mischung, aus Jugendbuch, Liebesgeschichte und Mystery-Thrill. Wobei mich die Liebesgeschichte hier nicht überzeugen konnte.
Ich fand es dennoch recht spannend, der Schreibstil las sich auch wunderbar schnell weg. Die Autorin hat ein Händchen für tolle Metaphern, diese fielen mir sofort positiv auf.

Lucy van Smits "The Hurting" ist eine außergewöhnliche und düstere Geschichte, die es im Jugendbuchgenre nicht sooft zu finden gibt.