Düsterer Jugendroman

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waterlilly Avatar

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Von Anfang an ist mir Lucy van Smits atmosphärische Wortwahl sehr positiv aufgefallen. Sie beschreibt die wilde Landschaft Norwegens und das raue Klima so perfekt, dass man sich die Schauplätze sehr real vorstellen kann.
Ihr Schreibstil hat etwas sogartiges, so dass man unbedingt wissen möchte, wohin all das führt, obwohl die Geschichte selbst mit jeder Seite abstoßender wird.

Die 15-jährige Nell ist mit ihrem Vater und ihrer Schwester Harper von England nach Norwegen gezogen. Die Familie hofft, dass die Ärzte dort Harpers seltene Krebserkrankung heilen können. Auch wenn die 18-jährige schwerkrank ist, ist sie ein Charakter, gegen den ich schnell eine sehr starke Abneigung entwickelt habe. Sie misshandelt ihre kleine Schwester physisch und psychisch und ist einfach nur boshaft. Der Vater ist Alkoholiker und selbsternannter Prediger. Auch er schreckt vor Gewalt nicht zurück. Seine Auslegung der Bibel erinnert an sektenartiges Gedankengut und er tyrannisiert seine Familie , insbesondere Nell, mit seinem Konzept für ein gottesfürchtiges Leben.

Nell ist für ihr Alter sehr stark, aber sie ist es gewöhnt, enttäuscht und im Stich gelassen zu werden.
Eines Tages lernt sie den Wolfsjungen Lukas kennen. Sie glaubt, die große Liebe gefunden zu haben und ist von seiner Perfektion überzeugt, wie es wohl nur ein Teenager sein kann. Dabei übersieht sie völlig, wie dieser sie manipuliert, ihr sogar bewusst schadet. Es passt in das Raster ihres Lebens. Sie glaubt, ihrer gewalttätigen Familie zu entfliehen und schlittert in ein noch größeres Disaster.

Die Geschichte ist überwiegend aus Nells Perspektive geschrieben und ich habe mich manches Mal über ihre Sprunghaftigkeit in Bezug auf ihre Gefühle und ihre Handlungen gewundert, dann fiel mir wieder ein, dass sie gerade erst 15 Jahre alt ist. Nell beginnt als naives, unterdrücktes Mäuschen und entwickelt sich zur Kämpferin, die alles riskiert, um den Fehler, den sie ahnungslos begangen hat, wieder auszubügeln. Diese Entwicklung war sehr interessant zu sehen. Auch Lukas ist ein faszinierender Bösewicht. Obwohl er selbst noch nicht volljährig ist, ist er dennoch bereits ein Psychopath, der durch seine Verbundenheit zu den Wölfen zu einem interessanten Charakter wird.

„The hurting“ macht Lust auf Winter, auf Norwegen und auf Wölfe. Gleichzeitig ist der Roman so spannend geschrieben, dass man ihn kaum aus der Hand legen kann.