Düsterer Jugendthriller, der begeistert.

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In diesem Buch begleiten wir die jugendliche Nell Lamb auf einer Odyssee durch die norwegischen Wälder und die jugendliche erste Liebe. Diese Liebe kommt in Form von Lukas daher. Charismatisch, mystisch, geheimnisvoll... aber auch psychopathisch, das wird schnell klar. Mit im Bunde: ein entführtes Baby.

Der Roman ist in keiner Weise ein lockerer Roadtrip durch die Landschaft. Van Smit fährt harte Geschütze auf, wenn es um die Beschreibung von emotionaler wie körperlicher Vernachlässigung bis Gewalt im familiären Kontext geht. Das tut dem Leser mitunter beim Lesen körperlich weh und geht tief unter die Haut. Van Smit verwendet eine konkrete unausweichliche Sprache, die bezogen auf die Landschaften Norwegens bezaubern und bezogen auf menschliche Abgründe mit hinunterziehen.

Die Charaktere werden so detailiert beschrieben, dass der Leser sofort mit an Bord ist. Die Rollen sind (zunächst) klar verteilt: Hier die hilflose Beute (siehe der Familiename Lamb=Lamm) und dort der jagende Wolf in Menschengestalt. Der Spannungsbogen um diese Beute-Jäger-Konstellation wird perfekt gespannt und hält bis zur letzten Seite.

Wie schon das karge Cover zeigt, vieles kann auf ein Minimum reduziert werden. Auf den Schmerz oder viel mehr das Schmerzen, wenn wir nicht von wilden Tieren, sondern von Menschen verletzt werden. Diese Essenz kocht van Smit perfekt aus. Ein sehr spannendes Buch, nicht nur für Jugendliche, sondern definitiv auch für Erwachsene.