konnte dank unsympathischer Protagonistin nicht überzeugen

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„Vielleicht hätte sie seine Nummer in ihren Kontakten abspeichern sollen, aber irgendwas an ‚Unbekannt‘ gefiel ihr. Als wäre sein Platz in ihrer Welt nicht fest genug, dass er einen Namen verdient.“
(Allison über Colin in The love test)

Worum geht’s?

Allison liebt die Literatur und hat bislang jede Hürde auf dem Weg zum Promotionsprogramm ihrer Träume überwunden. Was sie gar nicht liebt: Das Niveau an der Uni könnte kaum abgehobener sein, die Stühle jedoch kaum kleiner (zumindest zu klein für Allisons Kurven). Und dann taucht Colin auf – ihr Ex, der ihr auf üble Weise das Herz gebrochen hat und ihr nun ihren Job an der Uni streitig macht. Was als geistiger Wettstreit beginnt, verwandelt sich bald in ein erbittertes Gefecht – bis Allison sich fragen muss, was sie eigentlich von der Liebe auf den zweiten Blick hält …

The love test ist ein Einzelband und in sich geschlossen.

Schreibstil und inhaltliche Hinweise

Das Buch wird in der Erzählerperspektive mit Fokus auf Allison erzählt. Das Buch verläuft chronologisch, nutzt jedoch gelegentlich erzählerische Rückblenden. Der Schreibstil ist locker, gelegentlich humorvoll und insgesamt angenehm zu lesen. Das Buch enthält erotische Inhalte.

Meine Meinung

Auf The love test habe ich mich sehr gefreut, nachdem mir das Buch auf der Messe durch den Verlag vorgestellt wurde. Akademische Feinde, Second Chance, eine curvy Protagonistin und Literaturwissenschaften – das ist eine Kombination, die eigentlich nur toll werden kann. Aber leider ging das Buch dann in eine ganz andere Richtung.

Das Einstieg in die Geschichte fiel mir noch relativ leicht. Am Ball zu bleiben dann aber leider durchaus schwer. Das Schreibstil der Autorin ist angenehm, gut lesbar. Daran lag es nicht. Es lag an Allison. Natürlich kommt es häufiger vor, dass einem Charaktere in einem Buch nicht unbedingt zusagen, aber ehrlich gesagt war das bisher üblicherweise nicht die Hauptperson, deren Leben ich begleiten darf (oder eher muss). Aber von Anfang an: Allison befindet sich in ihrem Promotionsstudium und möchte unbedingt eine bestimmte Professorin als Mentorin. Hierauf arbeitet sie seit Ewigkeiten hin. Nun taucht aber ausgerechnet Colin auf, mit dem sie acht Monate zusammen war, der bisher im Studium schon eine Art Konkurrent für sie war und ihr dort bereits ein Stipendium weggeschnappt hat. Was genau zwischen beiden vorgefallen ist, erfährt man häppchenweise im Laufe des Buches. Entsprechend hat man lange Zeit nur Allisons Wut auf ihn. Colin hingegen versucht immer wieder Schritte auf Allison zuzugehen, die sie rigoros abschmettert. Nun konkurrieren beide um die Stelle, die Allison unbedingt haben möchte und da die Professorin auch nur eine Person nehmen kann, entbrennt ein Kampf – ehrlich gesagt aber nur auf Allisons Seite. Sie erklärt Colin den Krieg, nutzt jede Möglichkeit ihn niederzumachen und sich selbst hervorzuheben, Lügen inklusive.

Und hier fing es an, für mich kompliziert zu werden. Das Buch hat Potenzial, keine Frage. Allison als Curvy Girl, die zu ihrer Figur steht, hat allein schon viel Input mitgebracht, was die Autorin (insbesondere auch im Hinblick auf ihr Vorwort) wenig ausgenutzt hat. Die Rivalität um eine bestimmte Stelle, die aber irgendwie zu einem komischen Kampf verkommt. Die fehlende Kommunikation zwischen den Charakteren, was komplett auf Allison zurückzuführen ist. Natürlich kann ich verstehen, dass sie getroffen davon ist, dass Colin Schluss gemacht hat, sie gibt ihm aber niemals und zu keiner Zeit die Möglichkeit, auch nur ansatzweise zu erklären, was passiert ist und auch, wieso er jetzt plötzlich da ist. Im Gegenteil zieht Allison ihre Schlüsse, verurteilt Colin (so wirft sie ihm etwa vor, sich noch nie für mittelalterliche Literatur interessiert zu haben und nur ihretwegen jetzt da zu sein, wo er doch weiß, wie wichtig es ihr ist) und verlangt zwischendurch auch immer wieder, dass er freiwillig aufgeben soll oder ihr das alles überlassen soll, weil sie es ja schon immer wollte. Zunehmend wurde mir Allison unsympathischer, weil ich viele ihrer Gedankengänge unfair, kindisch und einfach nur fies fand. Allison lügt im Rahmen ihrer Tätigkeit als Leiterin eines Tutoriums andauernd, um sich selbst besser zu positionieren. Allein das fand ich schon problematisch, weil es keine simplen Notlügen waren. Hinzu kommt, dass die Autorin beide gelegentlich akademisch aufeinander „losgehen“ lässt, zumindest in Allisons Augen, denn Colin sucht einfach nur die (höfliche) Diskussion, Allison fühlt sich aber permanent angegriffen, untergraben und vorgeführt. Und ja, irgendwann hat sie mich mit ihrer andauernden Positionierung in der Opferrolle schlichtweg genervt. Auch die für mich überhaupt nicht greifbaren Ausführungen zu literarischen Inhalten waren teilweise einfach zu viel, weil sie sehr speziell waren.

Kommen wir aber zu den weiteren Themen. Dort haben wir die Liebesgeschichte. Colin spielt im Buch eher eine nebensächliche Rolle und ist auch kein Erzähler, weswegen man ihn nur aus Allisons Augen betrachtet. Lustigerweise fand ich ihn 100fach sympathischer als Allison, er ist bemüht, er ist reflektierend und versucht, sich weiterzuentwickeln. Ganz anders leider als Allison, die beim finalen „Streit“ kindisch-trotzig vorschnelle Schlüsse zieht, ihr eigenes Verhalten wenig reflektiert und eine für mich nicht nachvollziehbare Anspruchshaltung hat. Als man im Laufe der Geschichte erfährt, wieso Colin damals Schluss gemacht hat, bekommt die Geschichte etwas mehr Substanz. Allison öffnet sich ihm ein wenig, wenngleich die Entwicklungen für mich eher holprig und wenig greifbar waren, aber immerhin gefiel mir so die zweite Hälfte des Buches mehr als die erste. Colin ist eigentlich ein lieber Typ, der sich für Mühe gibt. So ist er für Allison etwa da, als ihr Vater ins Krankenhaus kommt. Der Handlungsstrang um Allisons Vater hätte für mich viel mehr ausgebaut werden können, wirkte so mehr wie ein Stolperstein, bei dem die Autorin unsicher war, wie sie ihn einbauen möchte, ihn aber dafür nutzt, Allison am Ende in eine gewisse Überforderungslage zu bringen, die sie natürlich hochgradig scheinen lässt. Zudem gibt es die Handlung um Allison und ihre Freundin und Mitbewohnerin, die Ambitionen hat, Designerin zu werden. Ich empfand Allison als wenig unterstützend, vorurteilsbehaftet und bockig. Das fand ich wahnsinnig schade und so empfand ich einige der Vorwürfe ihrer Freundin gegenüber auch als haltlos und unpassend. Zu jeder Beziehung – sei es Liebe, Freundschaft oder Arbeit – gehören zwei. Und das ist bei Allison in diesem kompletten Buch irgendwie nicht angekommen. So waren die Entwicklungen im Buch auch eher vorhersehbar, wenig überzeugend und ich habe mich am Ende für Allison auch nur bedingt freuen können.

Ich kann verstehen, dass hier mit „für Fans von Ali Hazelwood“ eine gewisse Zielgruppe angesprochen werden soll. Ich selbst habe für mich Academic Rom-Com gerade erst entdeckt und mich in den Büchern von Ali Hazelwood verloren. Aber dieses Buch ist gar kein Vergleich dazu. Es fehlt die Leichtigkeit, das Humorvolle und die sympathische Art der Protagonistinnen, mit denen man sonst eigentlich gern befreundet wäre. Nur weil es Enemies to lovers (wobei Enemies hier ja auch tendenziell einseitig ist…) in einem akademischen Setting ist, sollte man hier nicht mit den Erwartungen herangehen, etwas Vergleichbares zu finden.

Mein Fazit

The love test konnte für mich leider nicht halten, was es verspricht. Der Vergleich mit Ali Hazelwood konnte mich nicht überzeugen, das Buch ist bei Weitem nicht so leichtfüßig, humorvoll und mitreißend. Vor allem Protagonistin Allison fand ich zeitweise sehr unangenehm, unsympathisch und problematisch. Die Ausführungen zu den literarischen Inhalten waren für mich nicht greifbar, die Liebesgeschichte holprig. Ein Buch, was sicher viel Potenzial gehabt hätte, aber für mich einfach dank seiner Protagonistin eine große Enttäuschung ist.

[Diese Rezension basiert auf einem vom Verlag oder vom Autor überlassenen Rezensionsexemplar. Meine Meinung wurde hiervon nicht beeinflusst.]