Dating im 21. Jahrhundert

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abibliophobia Avatar

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Von diesem Buch habe ich mir viel versprochen. Ich kenne noch die gute alte Beziehung, das Werben um den Partner, die "Willst du mit mir gehen" Zettel und die handschriftlichen Liebesbriefe. Und nun, Anfang 30 stecke ich wieder mittendrin im Datingwahnsinn. In einer Zeit, wo man Menschen in einer App wie lästige Fliegen wegwischt, wo man bei jedem Date erneut seine Lebensgeschichte präsentiert und dem Gegenüber einem gedanklichen Tauglichkeitscheck unterzieht. Jede Woche jemand anderes, man fängt imme rwieder von vorne an, nur um danach nichts mehr voneinander zu hören und vorher tagelang unwissend in der Luft zu hängen. Dazu die ganzen Zweifel: wie verhalte ich mich? Wird alles was ich mache analysiert und verglichen? Warum lieben wir heute so kompliziert und ist das überhaupt noch Liebe?
Zurück zum Buch: Zwei Mädels treffen Typen an der BAr, die erste Begegnung ist das typische, oberflächliche Klischee, aber dann wird es tiefgründig und interessant.
Zwischendurch das wohlbekannte symphatische Mädels-Beziehungsgequatsche, die Phrasen die wir uns und unseren Freundinnen gegenseitig einreden.
Beeindruckt hat mich die kritische Haltung zur Selbstbestätigung und Egoaufwertung durch social media. Sollten viel mehr junge Mädels lesen, damit sie wieder ein Gefühl dafür bekommen, wie toll sie sind, wenn sie einfach authentisch sind.
Das Buch hat gute Ansätze mit sehr ehrlichen Worten: "Wenn ich nicht eins mit mir bin, merhe ich, dass ich mich an Menschen klammere, die ich mag, die mir aber nicht dieselbe Aufmerksamkeit entgegenbringen". Dieser Satz ist wohl die Quintessenz des Buches.
Manchmal lesen sich die Dialoge sehr einstudiert, auch die Idee mit Amelias Mutter, die praktischerweise Psychotherapeutin ist, wirkt eher unbeholfen. Für einen Debütroman allerding völlig ok und dadurch auch sehr abwechslungsreich. Die Mischung machts, die Meinungen der Frauen aus verschiedenen Generationen finde ich klasse. Das Buch beinhaltet viele ehrliche Worte und vor allem viele Worte, die einfach endlich mal gesagt werden müssen. Das schafft Intimität und Verbundenheit beim Lesen.
Ein Plädoyer für die echte Liebe, vor allem die Liebe zu sich selbst. Und den Kampf und die Verbissenheit dran zu bleiben, denn es könnte sich lohnen.