Durchgeknallt, spannend, mittelmäßig

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joodie Avatar

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Man nehme eine Irren-Zeitung voller Geistergeschichten, Ufosichtungen und Gerüchten über Nessies Liebesleben. Einen cholerischen, leicht wahnsinnigen Chef. Verschiedene andere skurille Redaktionsmitarbeiter. Zwei mysteriöse Todesfälle. Ein Monster und sein Herrchen. Magie und ein altes Abkommen. Das alles gesalzen mit einer ordentlichen Prise Humor und jeder Menge Absurdität - et voilà, man schafft die Grundlage für einen unterhaltsamen, bisweilen spannenden Roman, der eine Geschichte erzählt, wie man sie noch nicht gelesen hat.

"The Stranger Times" hat mir von der Idee her sehr gut gefallen. Mal etwas anderes, neues, ungewöhnliches, was nicht so sehr die altbekannten Klischees bedient. Insgesamt hat mir die Lektüre auch Spaß gemacht und war unterhaltsam. So richtig umgehauen hat mich das Buch aber nicht. Die Figuren sind teilweise nicht sehr scharf gezeichnet (Ox und Reggie konnte ich bis zum Schluss nicht auseinander halten), ich habe das Gefühl, Chefredakteur Banecroft nimmt so viel Charakter ein, dass alle anderen Figuren neben ihm verblassen. Auch nimmt die geheimnisvolle Hintergrundstory (mit der Magie, dem Altvolk und dem Abkommen), die die Erklärung für all die Vorkommnisse darstellt, zu wenig Raum ein. Erst im letzten Viertel des Buches wird überhaupt erklärt, worum es sich dabei handelt, und so richtig lebendig wird die Erklärung nicht. Der Showdown ist dann irgendwie ziemlich unbefriedigend und plötzlich und man hat das Gefühl, dass viele Dinge unerklärt bleiben.

Sprachlich ist es nett geschrieben, die Dialoge sind pointiert und ich musste mehrmals laut lachen. Irritiert hat mich, dass sich die Redaktionsmitglieder, die im Laufe der Geschichte einiges zusammen durchmachen und erleben, sich bis zum Schluss siezen. Das lässt ihre Beziehung zueinander irgendwie oberflächlich wirken. Ist natürlich eine Übersetzungsfrage, in der englischen Originalausgabe kommt das sicherlich anders rüber.

Alles in allem fand ich die Lektüre ganz nett, werde aber wohl nicht den angekündigten zweiten Band lesen.