Nicola Yoon ist auch ein Stern.

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern
skaramel Avatar

Von

Natasha ist illegal in Amerika und steht kurz vor ihrer Abschiebung. Nun ist ihr letzter Tag, an dem sie nichts anderes unternehmen will als nochmal die Ausländerbehörde zu besuchen und das Unmögliche möglich zu machen. Denn, wenn nicht, dann ist sie bald in Jamaica, einem Land das zwar als ihre Heimat bezeichnet wird, aber ihr nicht fremder sein könnte.
Dann ist da noch Daniel, der am gleichen Tag auch sein Leben verändern soll. Er hat ein Vorbereitungsgespräch für Yale mit einem Absolventen, der ihm nachher den Weg ebnen soll. Das Problem: Daniel will eigentlich Gedichte schreiben, Künstler sein und seinen Gedanken nachhinken, aber in seiner koreanischen Familie zählt nur das Wort der Eltern und die sagen nunmal: Werd Arzt.

Ach, ach. Ich hab soviel von dem Buch gehört, dass ich mir selbst nicht mehr sicher war was ich erwartet soll. Wahrscheinlich ein weiteres, schnödes Jugendbuch. Und ja: es ist kitschig, es ist voller Liebe, es spielt mit den Klischees, aber trotzdem schafft Nicola Yoon mit einigen guten Entscheidungen es aus der Sparte "noch so eins" rauszunehmen.
Wir müssen natürlich zwei, drei, vier Augen zudrücken. Da treffen sich zwei grundverschiedene Menschen mit anderen Interessen, anderen Lebensweisen, anderen Problemen und Herkünften und was machen die? Sie ignorieren es. Sie haben nur diesen einen Tag, an dem sie sich kennenlernen, verlieben und gemeinsam kämpfen.
Nicola Yoon hatte auch dementsprechend nur diesen einen Tag um mit die Charaktere zu all dem zu bringen und den Leser nicht augenrollend zurück zu lassen. Und ganz ehrlich? Ich habe es keine Sekunde getan. Auch wenn Daniel wirklich der überspitzte Inbegriff eines Romantikers und Dichters ist, auch wenn Natasha die überspitzte Version einer Realistin ist, die von Gefühlen überzeugt werden muss - es wirkt kein bisschen deplatziert.

Was mir aber neben dem stetigen Perspektivenwechsel von Natasha und Daniel am besten gefällt: Die anderen Charaktere. Da liest du auf einmal kurze Zeilen der Sekretärin oder des Vaters oder des Taxifahrers und daraus ergibt sich ein großes Ganzes. Genau das hat das Buch für mich zu etwas Besonderem gemacht. Alles ist verknüpft, alles verwoben und jedes Kapitel hatte einen Sinn, auch wenn es nur drei Wörter beinhaltet.

...und dann war da noch das Ende: davor hatte ich am meisten Angst. Denn meistens wird es dann zu kitschig, es gibt zu viel happy-end und viele Autoren schaffen die Kurve nicht, aber nichts davon ist so eingetreten wie ich es befürchtet hatte. Das was ich befürchtet hatte, hat Nicola Yoon ganz einfach nicht getan und hat sich - für mich - von all diesen Jugendbüchern ein wenig abgehoben. Sie hat es einfach mal anders gemacht.

Wirklich wunderbar. Dafür 5 Sterne, dass mich der Epilog mit einem seeligen Lächeln zurück gelassen hat.