Gelungener Auftakt!

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leukam Avatar

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Die Schweizerin Serena Kobler siedelt ihren ersten Krimi in ihrem Wohnort Zürich an, eine wunderbare Kulisse mit dem See und den vielen verwinkelten Gassen der Altstadt.
Der Roman beginnt gleich mit der Entdeckung einer Leiche. Ein Fischer freut sich. Endlich wieder scheint das Netz voll zu sein. Doch seine Freude weicht dem Entsetzen, als er sieht, was er in sein Boot zieht.
Doch dann geht die Handlung zehn Tage zurück. Der Leser lernt Rosa kennen, eine 38jährige Seepolizistin. Weil ihre biologische Uhr immer lauter tickt, und ein potenzieller Vater für ihr Wunschkind nirgends zu sehen ist, entschließt sich Rosa zum Besuch einer Kinderwunschpraxis. Dort lässt sie sich Eier entnehmen und einfrieren für einen späteren Zeitpunkt einer Schwangerschaft.
Und als Rosa Tage später in einem Fall ermitteln muss, bei dem eine Leiche aus dem Zürichsee gefunden wird, erkennt sie im Opfer ihren behandelnden Arzt Dr. Jansen.
Die Autorin lässt sich Zeit zum Entwickeln ihrer Geschichte. Mit viel Liebe zum Detail und mit einer Menge Lokalkolorit erfährt der Leser einiges über die sehr sympathische Polizistin und auch über das Opfer. Dieser befand sich gerade in einer Umbruchsphase. Von seiner langjährigen Ehefrau will er sich scheiden lassen, um mit seiner jungen Geliebten neu zu beginnen. Außerdem scheint er an einem Unternehmen beteiligt gewesen zu sein, das sich mit Genforschung befasst und demnächst an die Börse gehen will. Kontakte ins Rotlichtmilieu kann man ihm ebenfalls nachweisen. Die Polizisten müssen also in verschiedene Richtungen ermitteln.
Der Fall wirft Fragen auf nach dem Nutzen und den Gefahren der Genforschung. Was ist sinnvoll und wo liegen die ethischen Grenzen in diesem Bereich?
Der Roman überzeugt mit einem spannenden Krimiplot. Doch v.a. steht die sympathische Polizistin im Zentrum. Viel Raum bekommt ihr privates Umfeld; wir lernen ihre Freunde und ihre Familie kennen. Rosa kocht mit Leidenschaft, oft mit Zutaten aus dem eigenen Garten. Da möchte man selbst gern mit am Tisch sitzen.
„ Tiefes, dunkles Blau“ ist ein Wohlfühlkrimi, für Leser, die viel Wert auf Atmosphäre legen. Ein gelungener Auftakt für eine Reihe mit einer Ermittlerin, von der man noch mehr lesen möchte.