Leben und Sterben in Zürich

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern Leerer Stern
justm. Avatar

Von

Eine Seepolizistin mit kulinarischem Talent und unerfülltem Kinderwunsch; das ist Rosa Zambrano. Mit der Entnahme ihrer Eizellen glaubt sie beim Thema Kinder fürs Erste ein wenig Zeit gewonnen zu haben. Doch wie wenig Zeit einem manchmal bleibt, wird ihr klar, als sie eine Weile später ihren behandelnden Arzt tot aus dem Zürichsee zieht.

Eigentlich hat "Tiefes, dunkles Blau" die richtigen Zutaten für einen spannenden Krimi:
Mit Zürich eine Kulisse, die es nicht schon hundertfach in Büchern gab (und das hier wirklich ganz toll beschrieben wird, so daß selbst Reisemuffeln Lust auf ein Bad im See - Leichen hin oder her - gemacht wird) und mit Rosa eine ungewöhnliche, aber durchaus sympathische Protagonistin. Entgegen der heutigen Mode halten sich ihre privaten Probleme die Waage und sie und die Erzählung stechen immer dann besonders hervor, wenn es um ihre kulinarischen Meisterleistungen geht.

ABER:
Man sagt den Schweizern ja nach, daß sie langsam wären.
Dem kann man, was das Erzähltempo im Buch angeht, nur beipflichten. Es kommt nie wirklich Spannung oder Aufregung auf. Alles geht irgendwie ganz gemächlich von statten, was zwar für eine ganz eigene, und nicht mal unangenehme, Art der (Erzähl-)Atmosphäre sorgt, aber für einen Krimi eher ungewöhnlich, wenn nicht gar ungeeignet, ist.

Zudem verlieren sich Autorin und Geschichte in - für mich - langweiligen Erzählsträngen und Tatmotiven über Genforschung.
Sicher ist das heutzutage eine nicht mehr wegzudenkende Thematik in der Welt der Forschung, hat mich in diesem Buch, das ein Krimi sein soll, aber leider eher gelangweilt, als unterhalten.
Aufgrund der Kürze des Buches - nicht mal 300 Seiten - wird dem Thema vielleicht nicht die richtige Bedeutung zugemessen, hätte aber bei noch mehr Ausführlichkeit auch nur noch langweiliger werden können.
Das richtige Gleichgewicht zu finden ist also schwierig und, meiner Meinung nach, hier nicht so recht geglückt bzw. ist die Wahl des Themas, als krimineller Hintergrund, an sich vielleicht schon eher unglücklich gewesen.

Nichtsdestotrotz ist Hauptfigur Rosa allein Grund genug für mich, warum ich dem geplanten Folgeband, trotz der mir hier fehlenden Spannung, eine Chance geben werde.