eintauchen in eine andere Welt

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wippsteerts Avatar

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Ich bin nicht so der große Thriller Fan. Also besonders die, welche einem mit dem Psychothrill und Brutalität an die Nieren gehen. Lieber lese ich klassische, englische (oder durchaus auch amerikanische) Krimis. Eher ruhig würde so manche/r diese Geschichten bezeichnen. Es passiert schon einiges, aber oft weniger reißerisch und dafür mit einem feinem Spiel unserer Erwartungshaltung.

Dieser Krimi geht durchaus in diese (ruhigere) Richtung. (Das Buch wurde mir vom Verlag zur Verfügung gestellt und daher ist dieser Artikel als Werbung zu kennzeichnen.) Ich behaupte mal, dass viele nicht einmal unbedingt mit Siebenbürgen Graf Dracula als erstes in Verbindung setzen. Oder es ihnen wie mit geht, dass ich von den Deutschstämmigen „Sachsen“ in Rumänien kaum etwas wusste.

Wie schön, dass der Roman „Tod in Siebenbürgen“ damit auf etwas durchaus unterhaltsame Art aufholt.

Der Journalist Peter Schwarzmüller mag eigentlich weiter nur vor sich hin recherchieren oder eigentlich gerade eher nicht, und Artikel zu durchaus mal kontroversen Themen schreiben. Auch wenn er nicht weiß, ob er vom investigativen Journalismus weiter leben kann. Aber vielleicht ändert sich das ja mit dem Anruf seiner Chefin, wenn… Ja, wenn da nicht der Brief aus Rumänien wäre. Statt dessen wird Peter damit konfrontiert, dass er das Haus seiner Lieblingstante geerbt hat, von der er eigentlich dachte, sie sei schon lange tot. Und das in einem Landstrich, in Rumänien, den viele nicht einmal kennen. Das rumänische Anwaltsbüro ist nicht erreichbar und überhaupt fühlt sich alles plötzlich seltsam an. Ein einziges Gefühls- und Erinnerungschaos stürzen auf ihn ein und das wird nur schlimmer, denn Peter fliegt und fährt in seine alte Heimat. Seinen Vater kann er schon lange nicht mehr fragen. Nach der überstürzten Ausreise in Jugendjahren war dieser wie ausgewechselt und ist mittlerweile verstorben. Da liegt noch viel im Dunkeln.

Sofort erscheint alles wieder wie früher, vor allem mit dem besten Freund aus Jugendzeiten. Und doch ist der alte Hof und die unheimliche Maia, so anders. Dann geschieht tatsächlich ein Mord und Peters Freund wird als erstes verdächtigt und weggesperrt.

Peter soll das tun, was er am Besten kann und recherchieren! Der allseits unbeliebte aber reiche Günther, der das ungeklärte Opfer ist, wird eigentlich nicht vermisst, so grausam auch sein Tod war. Aber Peter Ungereimtheiten, aber jemand, der den Mord unterschiebt?

Ja, unser Journalist und Heimkehrer ist erstmal mit der neuen Situation total überfordert. Warum hat ihm sein Vater vorgelogen, dass die Tante schon lange verstorben ist. Welche Rolle spielt das alte Schloss, in dem auch Graf Vlad mal residiert hat und welches heute besichtigt werden kann. Soll wirklich eine noch größere Touristenfalle dort entstehen, ein Dracula Park? Überhaupt sind Aberglaube und Vorurteile allgegenwärtig. Warum bekommt die furchteinflößende Maia immer mehr kranke Ziegen vor die Tür. Und überhaupt, was hat es mit dieser Frau, die mehr eine Hexe scheint, auf sich? Aus dem Weg kann Peter ihr nicht gehen, denn Tante Zinzi hatte sie als Kind zu sich aufgenommen und sie wohnt auf dem Hof. Dann überschlagen sich die Ereignisse und welche Rolle spielt das Mädchen, welches plötzlich Peter Informationen vor die Füße wirft.

Geschickt verwebt die Kölner Autorin Lioba Werrelmann in dem Krimi die Liebe für diesen Landstrich und einen guten Krimi miteinander. Leider wird sie zum Ende hin mit dem Entwirren auch etwas verworren und fahrig, wie ihre Hauptfigur Peter. Den journalistischen Kurzschluss nehme ich dem „altgedienten“ Journalisten, auch wenn er sehr wütend und emotional betroffen ist, nicht ab. Nicht mit seiner internationalen Erfahrung. Aber meinem Lesevergnügen hat das nicht wirklich geschadet.

Sehr gefallen haben mir die Beschreibungen über Land und Leute, Bräuche, nicht zu vergessen das Essen, welches für unseren Heimkehrer eine große Rolle spielt.

Ein wenig Geschichte, ein wenig Aberglaube, wie schön die Gegend ist, aber auch wie arm. Ganz viel Liebe der Autorin Lioba Werrelmann zu diesem Land geht über den Magen. Und kennen wir das nicht selber? Gerüche und Geschmäcker rufen bei uns Bilder wach. So etwas mag ich.

Frisch erschienen im Eichborn Verlag

Lioba Werrelmann

Tod in Siebenbürgen

Paperback, €17.00

ISBN: 978-3-8479-0119-8