Geheimnisvolles Siebenbürgen - Eine (Lese)Reise wert

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borstelmaus Avatar

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Den Auftakt zu einer neuen Krimireihe, angesiedelt in Rumänien, habe ich mit Spannung erwartet. Rumänien, und besonders die Region Siebenbürgen, ist wirklich eine Reise wert, in diesem Fall in Form eines Kriminalromans.
Hier ist kein klassischer Ermittler am Werk, sondern ein Journalist, der aufgrund einer sehr überraschenden Erbschaft nach Rumänien reist. Dadurch wird er unvermittelt mit seiner Vergangenheit und etlichen offenen Fragen konfrontiert. Auf dem Buchumschlag wird Paul Schwartzmüller als Investigativjournalist vorgestellt.
Allerdings habe ich mich im Laufe des Romans gefragt, wie sich seine bisherigen Recherchen gestaltet haben. Ähnlich wie das Schloss Bran auf dem Cover leicht in nebeliges Sonnenlicht getaucht ist, wirken auch Pauls Versuche, die Geschehnisse um seinen Jugendfreund Sorin aufzuklären, etwas vernebelt. Teilweise wirkt er ziemlich desorientiert und nicht wirklich auf sein Ziel fokussiert. Vielleicht verstellen ihm nostalgische Gefühle in Verbindung mit dem Land seiner Kindheit den klaren Blick. Oder liegt es am ausgiebigen Genuss der lokalen Pflaumenschnäpse?
Nichtsdestotrotz ist der Roman sehr unterhaltsam geschrieben. Paul kommt sympatisch rüber, er liebt das deftige und reichliche Essen, das ihn immer wieder an seine Jugendjahre erinnert. Sportlich sind hier allenfalls die Mengen, die ihm dann auch zum Verhängnis werden. Was mir besonders gefallen hat, sind eingeflochtene landestypische Ausdrücke. Zu diesen rumänischen Begriffen hätte ich mir am Ende noch eine kleine Übersicht oder Erklärung gewünscht. Vielleicht mit entsprechenden Rezepten, denn Paul ist kein Kostverächter und bei einigen Beschreibungen wird schon der Appetit angeregt. Dafür gibt es im Nachwort der Autorin zumindest den Hinweis auf eine Rezeptsammlung, die man irgendwo bestimmt noch auftreiben könnte. Ab und zu werden auch zusätzlich interessante geschichtliche Details zur Region und ihren Bewohnern mit erwähnt.
Im Zuge von Pauls Recherchen sind ebenso politische und gesellschaftskritische Fragen aufgeworfen. Wer Rumänien schon bereist hat, wird manches davon vor Ort beobachtet haben. Diese Themen sind natürlich relativ oberflächlich vertreten, da wäre mehr Tiefgang möglich, das würde aber sicher den eher leichten Romancharakter sprengen. So ist der Leser eingeladen, sich selbst ein Bild zu machen und Rumänien, insbesondere Siebenbürgen, auf eigene Faust zu erkunden.
Man darf gespannt sein, ob man von Paul Schwartzmüller noch weitere Ermittlungen oder Krimis zu lesen bekommt - ich würde mich drauf freuen.