Hat mich noch eine Weile begleitet

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern
kristallkind Avatar

Von

Paul Schwartzmüller ist Investigativjournalist und wuchs während seiner Kindheit in Rumänien auf. Als seine Tante Zenzi stirbt und ihm ihren Hof vermacht, tritt er nach langer Zeit die Reise in sein geliebtes Heimatland an. Eigentlich wollte er sein Erbe schnellstmöglich veräußern, doch kaum dort angekommen, überschlagen sich die Ereignisse. Als dann auch noch sein Freund Sorin als Mordverdächtiger eingebuchtet wird, ist schnell klar: Er muss bleiben und sich in die Ermittlungen einschalten!

Nach einer Leseprobe der Geschichte, die mir atmosphärisch, aber auch ein wenig gespenstisch erschien, war ich ganz Feuer und Flamme für diesen Kriminalroman. Der im Hintergrund stets mitschwingende Gedanke an das Dracula-Schloss Bran und die zugehörigen Sagen und Mythen, machte letztlich einen erheblichen Teil des von mir erwarteten Nervenkitzels aus. Zudem mochte ich den Schreibstil der Autorin, der ungekünstelt und sensibel wirkte, ebenso wie die Figur des freundlichen, neugierigen Protagonisten. In der Summe herrliche Voraussetzungen für eine interessante Lesezeit.

Rückblickend war ich sehr beeindruckt von der Reise nach Siebenbürgen, wohin mich die Autorin entführte. Die Beschreibung von Land und Leuten, deren Kultur und Hintergründe, Nöte und Zufriedenheit, wurden meiner Meinung nach fantastisch übermittelt. Emotional war ich sehr in der Geschichte verhaftet und staunte mehr als einmal über die Einzigartigkeit der einzelnen Charaktere.

Zudem gefiel mir der Aspekt der Aufarbeitung von Pauls Familiengeschichte im Romanteil des Krimis, der so manche psychische Überforderung und Unsicherheit des Journalisten erklärte. Ja, ich fand den Protagonisten irgendwie schräg, aber auch liebenswert. So richtig auf Zack war er nämlich nicht, unser Paul. Er musste von allen Seiten für die Nachforschungen zum Mordfall angeschoben werden, und mehr als einmal schien er mir, neben den überaus gewitzten Einwohnern des Ortes, überraschend nutzlos. Ob sein seltsames, fast schon psychedelisches Verhalten begründet war, habe ich mich während des Lesens mehr als einmal gefragt. Gegen Ende wird diese Sache dann aber geklärt. Zudem fand ich die Darstellung der alten Traditionen und Ansichten, die in der Dorfgemeinschaft hartnäckig überlebten, in Verbindung mit dem modernen Weltbild, irgendwie faszinierend.

Nach einiger Zeit trat für mich der mysteriöse Fall jedoch in den Hintergrund, da Pauls Erinnerungen an seine Kindheit und die Kultur der Siebenbürgener Sachsen sehr viel Raum einnahmen. Ehrlich gesagt hat mich dieser Schwerpunkt anfangs gestört, doch es war gerade das, was mich nach Beendigung des Buches noch eine Weile beschäftigte und mir in gutem Gedächtnis blieb.

„Tod in Siebenbürgen“ forderte mich ein wenig heraus, denn ich hatte ganz andere Erwartungen an die Geschichte. Der Protagonist war mir zu unbeholfen, die magischen, okkulten und die spannenden Momente wurden mir meist durch humorvolle Gedankengänge der Hauptfigur verdorben, der Fall wurde mir nicht ausreichend genug betrachtet und in der Summe zu schnell abgehandelt. Doch dieser Krimi hatte einen unwiderstehlichen Charme, der mich befiel und nicht mehr so leicht losließ!