So nah und doch so fremd

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drache64 Avatar

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Das verträumte und zugleich leicht gruselige Bild des Draculaschlosses Bran hat mich gleich angesprochen. Die Autorin Lioba Werrelmann entführt die Leser in eine fremd wirkende Welt, ein Dorf im Rumänien, das im Grunde so nah ist und zur EU gehört, aber dennoch wirkt wie ein fernes Märchenland aus lang vergangener Zeit.

Der Journalist Paul Schwartzmüller kehrt nach 35 Jahren zurück in seine Heimat, die er als 14 jähriger zur Zeit des Ceausescuregimes mit seinem Vater verlassen hatte, um das Erbe seiner Tante Zinzi anzutreten. Scheinbar hat sich im Ort nichts verändert, sein Jugendfreund empfängt ihn mit offenen Armen, die Dorfbewohner aber begegnen ihm mit Skepsis und Ablehnung. Als sein Freund des Mordes beschuldigt wird, muss Paul sich mit seiner eigenen Vergangenheit und den aktuellen Geschehnissen im Dorf beschäftigen und wird mit Aberglaube und Geheimnissen konfrontiert.

Lioba Werrelmann schreibt gut lesbar, hat sich merklich mit den Traditionen und der Lebensweise in Siebenbürgen befasst und schafft es, die Figuren lebendig zu beschreiben. Je näher Paul der Lösung des Mordfalles und der eigenen Geschichte kommt, desto vorhersehbarer wird es leider für den Leser. Trotzdem kann ich das Buch als gute Unterhaltung mit historischem Hintergrund empfehlen.