Willkommen im Land von Graf Dracula!

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leseeinhorn Avatar

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Paul Schwartzmüller, ein Journalist aus Deutschland, muss in seine alte Heimat Siebenbürgen, weil er einen Brief von einer Anwaltskanzlei erhalten hat. Seine Tante sei verstorben und sie hätte ihn als Erben für den Bauernhof eingesetzt. Aber wie kann das sein? Als 14jähriger musste er mit seinem Vater die Heimat verlassen, die Tante blieb zurück und ein paar Jahre später sei diese laut seinem Vater gestorben. Warum musste er damals überhaupt mit seinem Vater die Heimat verlassen? Das hat dieser ihm nicht beantwortet und nun kann er ihn nicht mehr fragen, da er ebenfalls schon verstorben ist. Paul macht sich also auf die Reise in ein Dorf in Rumänien. Dort angekommen trifft er seinen Jugendfreund Sorin wieder, der als Touristenführer auf Schloss Bran arbeitet. Bei einer Führung gibt es einen unschönen Zwischenfall und am nächsten Tag gibt es einen Toten und Sorin wird verhaftet. Paul macht sich auf die Suche nach dem wahren Mörder und taucht ein in ein Geflecht aus einem angeblichen Dracula-Park, der sich als Giftmülldeponie entpuppt, Aberglauben, Dorfbewohnern, die ihn meiden, Kindheitserinnerungen und die Suche nach der eigenen Vergangenheit.

Die Autorin besticht in dem Roman vor allem durch ihre klare Sprache, den Beschreibungen der Landschaft, des Dorfes, den geschichtlichen Hintergrundinformationen (u.a. zu den Siebenbürger-Sachsen) und den kulinarischen "Einwürfen". Man spürt als Leser die Begeisterung von Lioba Werrelmann für diesen Landstrich. Auch ein Umweltskandal und dessen Auswirkungen werden sehr deutlich thematisiert. Allerdings finde ich keinen wirklichen Zugang zum "ermittelnden" Paul, der sich u.a. durch Alkoholkonsum etc. mehrfach "benebeln" lässt anstelle als ernsthafter Ermittler zu wirken, der seinem Freund helfen will. Stattdessen versucht eine junge Frau ihm mit untergeschobenen Hinweisen auf die richtige Spur zu lenken, später gibt sie sich ihm auch zu erkennen. Durch die in kursiver Schrift eingestreuten Abschnitte findet immer ein Wechsel zwischen der Geschichte und der Sichtweise der jungen Frau auf die Geschichte und Paul statt. Am Anfang hat mich dies verwirrt, weil ich nicht wusste, wer ist hier "am Werk", später wurde es dann klarer. Die Anspielung auf Graf Dracula mit wehenden schwarzem Umhang, der an der Burgmauer entlang nach unten klettert fand ich gelungen.

Richtig toll ist das Buchcover mit einer in leichten Nebel, Sonnenstrahlen und blauem Himmel getauchten Burg vor der Landschaft der Karpaten in Siebenbürgen. Ein echter Hingucker!

Fazit: ein etwas "anderer" Krimi, der leider nicht durch seinen Ermittler sondern durch die Begeisterung der Autorin für Siebenbürgen punkten kann und mich daher unterhalten hat. Daher werde ich dem Ermittler Paul Schwartzmüller noch eine zweite Chance geben.