Erbsünde

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Die Fotografin Tora vom „Avisa Nordland“ und der Reporter Alex vom „Nordlys“ recherchieren im Fall eines Ermordeten tief oben in Nordnorwegen. Der Ermordete wurde nicht nur erhängt, sondern seine Beine mit einem Grabstein vom nahegelegenen Soldatenfriedhof beschwert. Tora und Alex werden mit der traurigen und erschütternden Vergangenheit dieses Landstrichs, kurz vor dem Polarkreis konfrontiert. In Botn war zu Kriegszeiten das größte Serbierlager der Region. Unzählige Serbier wurden dort interniert, zu Tode gefoltert oder aus Angst vor Seuchen ermordet. Neben den Deutschen waren auch die Norweger an diesen Grausamkeiten beteiligt. Eine humanitäre Katastrophe auf norwegischem Boden.
Einiges deutet auf eine Verbindung zwischen dem Ermordeten, der aus Bosnien stammt, wie die späteren Ermittlungen ergeben, und der blutigen Vergangenheit dieses Landstriches, hin. Doch mehr als sechzig Jahre trennen die beiden Geschehnisse. Alex, ein ehemaliger Soldat, der sich erst seit kurzem als Volontär bei Nordlys befindet, recherchiert auf eigene Faust. Hilfe bekommt er auf Umwegen von seinem Vater, einem ehemaligen Geheimagenten, der ihm zwar nicht direkt alle Fragen nach der nordnorwegischen Kriegsvergangenheit beantworten kann, aber trotzdem entscheidende Hinweise liefert.

Während der ersten Seiten stellte ich mir immer wieder die Frage wie die beiden Erzählstränge aus der Nachkriegszeit und der Gegenwart wohl zusammen laufen. Ich konnte mir eine direkte Verbindung zwischen den Geschichten nicht vorstellen, aber es gibt sie. Der Autor flichtt eine Geschichte in der man ständig zwischen Wut, Ungläubigkeit und Verachtung ob der Grausamkeiten der Kriegsherren und Mitleid, Scham und Schmerz ihrer Opfer schwankt. Die Besonderheit: Das Gute und das Böse wechseln in einem stetigen Fluss. Allem obliegt die Frage nach der Erbsünde. Werden Grausamkeiten vererbt, von Vater auf den Sohn oder die Tochter? Ist das Kind eines Kriegsverbrechers selbst ein Verbrecher? Oder wird das Kind eines Kriegsopfers auch eine Opferrolle in seinem Leben zuteil. Ich habe selten einen Krimi gelesen, der mich geschichtlich so stark aufgewühlt hat. Ich finde die Recherchen des Autors hoch interessant, zumal mir vieles gar nicht bekannt war. Bis zum Schluss gelingt es Jaklin, seinen Leser zu fesseln. Immer wenn ich dachte, ich kenne den Ausgang der Geschichte kam eine neue Wendung.
Tödlicher Frost ist ein ganz besonderes Buch, das ich gerne weiterempfehle, da es selbst ausgemachte Krimiliebhaber fesseln dürfte.