Tod der Bürgermeister

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buecherfan.wit Avatar

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Mit “Tödliches Requiem” legt Paolo Roversi den zweiten Roman um den freischaffenden Mailänder Journalisten und Hacker Enrico Radeschi vor. Während eines Stromausfalls stirbt der Mailänder Bürgermeister Senio Biondi. Am folgenden Tag wird auch sein Pariser Kollege Deveuze in seinem Hotel tot aufgefunden. Bei Biondi sieht es zunächst nach einer natürlichen Todesursache aus. Beide Bürgermeister haben sich durch unpopuläre Maßnahmen eine Menge Feinde geschaffen. Bei Biondi sind es die geplanten Reformen zum Schutz der Umwelt, die die Industriellen viel Geld kosten und den Bürgern viele Unannehmlichkeiten bereiten würden. Der Konservative Deveuze wollte - wie sein Präsident auch - gegen den Abschaum (racaille) der Vorstädte vorgehen. Dem Leser stellt sich nun die Frage, ob die beiden Todesfälle zusammenhängen und welche Rolle die Hausbesetzerszene in den beiden Großstädten spielt.

Enrico Radeschi ist sofort an den Ermittlungen beteiligt und wird im Auftrag seines Freundes, des Vicequestore Sebastiani, auch wieder als erfahrener Hacker gebraucht. Seine Zeitung, der Corriere della Sera, schickt ihn schon bald nach Paris, wo er mit dem Korrespondenten vor Ort zusammenarbeitet. Er findet mehr heraus als die Pariser Geheimpolizei und gerät in Lebensgefahr.

Roversi hat sich wieder einen komplizierten, zunächst ziemlich undurchschaubaren Plot ausgedacht und lässt es nicht an Lokalkolorit fehlen. Wenn man Paris gut kennt, macht es Spaß, dem Protagonisten an all die vertrauten Orte zu folgen und typischen Gerichte und Getränken zu begegnen. Allerdings setzt hier auch meine Kritik an. Der offenbar polyglotte Autor lässt Wörter aus allen möglichen Sprachen einfließen, die weitgehend unübersetzt bleiben: aus der englischen, portugiesischen, lateinischen Sprache, aus dem Italienischen und Französischen sowieso. Zur Untermalung von Radeschis Parisaufenthalt und im Gespräch mit Geheimdienstmitarbeiter Vrinks tauchen etliche Dialoge und Einzelsätze auf französisch auf. Dies stört mich nicht etwa, weil ich Verständnisprobleme hätte, sondern weil der von fremdsprachlichen Brocken durchsetzte Text einfach stilistisch holperig und schlecht wird. Wörter aus anderen Sprachen mit deutschen Artikeln versehen passen nicht ohne Weiteres in die deutsche Syntax (“Ein Ambiente aus dem début du siècle”, S. 129, “Kämpfte dafür, … die banlieues von der racaille, dem Pack, …., zu säubern”, S. 117 usw.). Außerdem möchte ich anmerken, dass die Französischkenntnisse des Autors durchaus zu optimieren wären, oder sind die zahlreichen Fehler der Übersetzerin anzulasten?

Der Roman bietet leichte Kost, ist stellenweise recht witzig, zum Beispiel bei der Schilderung von Radeschis amourösen Abenteuern, seiner Zusammenarbeit mit seinem neuen Assistenten Fuster, seiner fürsorglichen Liebe zu seinem Hund Buk und seinem Ficus, aber es ist kein Krimi, bei dem man Herzrasen und schweißnasse Hände bekommt.