Kommissar mit Macken

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kainundabel Avatar

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Da klettert er über den Zaun, verlottert, verwirrt, mit Alkohol abgefüllt und reißt sich dabei die Hose im Schritt auf. Es gehört wohl zum zielsicheren Krimi-Ton, die Kommissare möglichst schräg und geschlagen mit einer Breitseite an Macken auszustatten. Aber alkoholsüchtiges und beziehungsgestörtes Hauptpersonal bevölkert dieses Genre inzwischen massenhaft, sodass  Markus Lorenz als Ermittler nicht mehr über-fällig, sondern über-flüssig ist. Die Leseprobe beschränkt sich im Wesentlichen auf die Einführung der Charaktere, bietet zwei Leichen und eben diesen Kommissar; spannend wird es dagegen an keiner Stelle. Stattdessen klingt alles seltsam konstruiert: Da lässt Christian aus Hamburg doch tatsächlich zwei Wochen weihnachtliches Paris sausen, um seinem besten Freund Markus Lorenz, von dem er zwei Jahre keinen Pieps vernommen hat, in Göttingen unter die Arme zu greifen. Und seine Freundin akzeptiert die Entscheidung, denn schließlich "war sie ja noch nie in Göttingen". Vielleicht wäre es generell vorteilhaft, einen Teil der Leseproben auch mit Passagen aus dem  Innenteil des Buches auszustatten, um einen Eindruck davon zu bekommen, was auf dieses Buch bezogen denn nun Thrillerhaftes zu erwarten ist. Die Vorbemerkung, dass Textteile auf dem mittelalterlichen "Hexenhammer" beruhen, lässt eventuell ahnen, was da kommen könnte, bleibt aber zwangsläufig Spekulation.

Martina Heibs Sprache und Schreibstil wirken auf mich ausgesprochen flach, wenig bemüht und so nüchtern, phasenweise teilnahmslos, als ginge es um ein Kochrezept oder die Anleitung zum Reifenwechsel. Ich will dem Buch nicht Unrecht tun, vielleicht steigern sich Handlung und Sprachstil an den entscheidenden Stellen und vermögen den Leser doch noch zu fesseln. Aber dazu bietet die Leseprobe zu wenig...