Neigt zur Übertreibung

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adhara Avatar

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Der Lese-Auszug aus Marina Heibs Krimi "Tödliches Ritual" führt durchaus geschickt in die Geschichte ein, die sich schnell einmal auf verschiedene Handlungsstränge aufteilt. Spannend ist die Frage, weshalb Markus Lorenz hinter den beiden Morden gleich einen Serientäter sieht... Hier ist also sehr viel Potential vorhanden.

Schade finde ich, dass Marina Heib die Grenze zwischen atmosphärischen Komponenten und Übertreibung verwischt und da und dort überschreitet. So hat es der Leser nicht nur mit einem kurzzeitig gescheiterten Polizisten zu tun, der die Leitung freiwillig abgegeben hat, sondern gleich mit zwei. Während sich Christian auffangen konnte, versinkt Markus im Sumpf. Aus Trauer um Marie? Warum auch immer - er scheint sich so grenzenlos fallen zu lassen, dass sein Interesse am Mordfall nicht zu dieser Skizze passen will. Es sei denn, zwischen den Abschnitten der Leseprobe wird dieses Verhalten aufgegleist...

Zur Übertreibung neigt Marina Heib generell, wenn es darum geht, die einzelnen Personen zu charakterisieren. Sie schiesst dabei zu sehr übers Ziel hinaus, will kantige Persönlichkeiten schaffen und zeichnet dadurch ein Bild von grotesken Verzerrungen. Etwas weniger wäre in diesem Falle durchaus mehr - mehr stimmige Charakteren und mehr fesselnde Atmosphäre.

Hier liegt auch die Vertraktheit von "Tödliches Ritual" - Der Plot ist spannend und ruft nach "Lesen" - die in der Leseprobe vorgestellten Personen wirken hingegen plump, überzeichnet, unsympathisch, was eigentlich eher abstossend wirkt.