Ritualmorde in Göttingen

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Alle guten Dinge sind drei, wird sich wohl die Autorin gedacht haben, als sie ihren Krimi "Tödliches Ritual" schrieb. Denn zum dritten Mal in Folge schickt sie den Sonderermittler Christian Beyer zusammen mit der Psychologin Anna Maybach ins Rennen. Beide Vorgänger erhielten gute Kritiken und warum sollte ein funktionierendes Rezept nicht beibehalten werden?

Doch was für ein Schreck am Beginn der Leseprobe. Wieder ein Schmuddelkommissar mit Alkoholproblemen. Haben wir nicht langsam genug von dieser Spezies oder ist die Arbeit in diversen Mordkommissionen nicht anders zu ertragen? Und als auch noch eine weibliche Leiche mit lockigem roten Haar und grünen Augen auftaucht, beginne ich über Minderwertigkeitskomplexe nachzudenken. Warum immer die gleichen Typen? Sind wir anderen Menschen denn so uninteressant? Wobei ich aber jetzt nicht zum Ausdruck bringen möchte, dass ich die Leiche sein will. Gott bewahre! Aber immer diese Klischees! Die Autorin scheint sie zu mögen.

Wallander und Schimanski, denke ich. Wer ist näher dran? Doch wohl eher Schimanski, der ist eine Spur härter. Aber ist er schon jemals soweit gegangen eine Amtsperson, natürlich weiblich, öffentlich zu ohrfeigen? Ich denke nicht. Und als besorgter Leser frage ich mich nun, geht es ihm so schlecht, dass er sich nicht mehr im Griff hat und nicht mehr weiß, was er tut? Oder war es doch nur der Alkohol? Nur? Schlimm genug! Was ich aber eigentlich damit ausdrücken will, ist es nicht ein wenig zuviel, was uns die Autorin hier anbietet? Ich denke, so ein Mensch wäre in Deutschland schon lange nicht mehr im Dienst. Oder täusche ich mich da etwa?

Nun gut. Interpretieren wir meine Bedenken großzügigerweise mit künstlerischer Freiheit und üben uns in Toleranz und schon kommt der vorliegende Krimi bei der Einschätzung wesentlich besser weg. Denn der Schreibstil der Autorin ist erwähnenswert. Leicht zu lesen, mit klaren Aussagen und einer gehörigen Portion Sarkasmus bietet er dem Leser genau das, was er braucht, um diesen in einem Rutsch durchzulesen. Und wen stört es dann noch, wenn ab und zu ein Schachtelsatz seinen Weg in die Geschichte findet?

Ich denke, dieses Buch ist echt lesenswert und verspricht dem, der es zur Hand nimmt, ein kurzweiliges, spannendes Lesevergnügen.