Ein intelligenter Krimi mit Weitblick

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scylla Avatar

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Es gibt Bücher, bei denen man schon nach wenigen Seiten weiß, dass sie gut werden und bei denen man spätestens nach dem Ende weiß, dass sie perfekt sind. Totenmesse ist so ein Buch. Und meist sind es gerade die Bücher, die mir am besten gefallen, über die ich am wenigsten schreiben kann. Das liegt wahrscheinlich daran, dass es nichts zu kritisieren gibt.

So geht es mir auch bei „Totenmesse“. Das Buch ist vom Anfang an total interessant, spannend und facettenreich. Schon nach den ersten beiden Kapiteln kann man kaum erwarten, in welche Richtung sich die Handlung wohl entwickelt. Denn worum es wirklich geht, wird erst im Verlauf des Buches richtig klar. Es gibt immer nur Bruchstücke, die dann nach und nach in verschiedenen Handlungssträngen langsam zusammengefügt werden. Einiges scheint offensichtlich zu sein, anderes scheint überhaupt nicht ins Bild zu passen. Und doch ist eins sicher: Dieses Verbrechen ist mehr als ein gewöhnlicher Banküberfall mit Geiselnahme. So tappen die Ermittler des A-Teams wie auch der Leser im Dunkeln, stellen Vermutungen auf, diskutieren und kommen der Wahrheit immer ein kleines Stück näher. Nach und nach entpuppen sich die Zusammenhänge, greifen die Handlungsstränge ineinander und bleiben doch bis zum Ende hin noch lückenhaft. Erst am Ende enthüllt sich das ganze Ausmaß des Falles, die Spannung steigt nochmals an, falls das überhaupt noch möglich ist, und das Ende hätte passender nicht sein können.

 

Verpackt wird diese spannende Handlung in einen facettenreichen Schreibstil, der sich immer wieder neu zu erfinden scheint. Zum einen gibt es mysteriöse Passagen über den „Mann mit der Uhr“, die den Leser zum Rätseln veranlassen. Seltsame immer wiederkehrende Vergleiche und Erinnerungen lassen den Leser selbst Vermutungen über die Identität der Personen anstellen und ihn so selbst zum Ermittler werden. Zum anderen gibt die ernsten Passagen über die Diskussionen und Ermittlungen des A-Teams in ihrem Konferenzraum, die aber mit so herrlich amüsanten und kreativen Kommentaren und Vergleichen geschmückt sind, dass ich mir oft ein Lachen nicht verkneifen konnte. Und dann gibt es noch die Tagebucheintragungen eines Soldaten im zweiten Weltkrieg, die den Krieg lebendig und fassbar machen und am Ende selbst noch eine bedeutende Rolle in dem Fall spielen. Dieses Buch ist wirklich ein Glücksgriff und empfehlenswert für jeden, ob er nun Krimis mag oder nicht. Denn es ist gerade die perfekte Verknüpfung aus Kriminalermittlung, zwischenmenschlichen Beziehungen, Geschichte, Spionage, Kriegserlebnissen, Wissenschaft, Zukunftsvisionen und einem unglaublich kreativen Schreibstil, die diesen Roman so außergewöhnlich macht.