Sehr emotional mitreißend

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suhani Avatar

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In diesem Buch wird die wirklich sehr emotionale Geschichte von Anna in mehreren Zeitabschnitten erzählt und ich als Leser war von Anfang an dabei.
Angefangen beim friedlichen Anfang, in dem sie gerade in ihrem gemütlichen Bett wach wird und sich wohlig die Füße an der warmen Kaminwand über der Backstube wärmt und am Geruch von frischem Brot die Brotsorten erkennt.
So ein warmer, kuscheliger Moment, als würde man selbst dort gerade wach werden.
Aber als Leser weiß man schnell, dass es nicht so kuschelig bleibt – nicht nur, weil man im Klappentext und auch als Kapitelüberschrift das Datum gelesen hat.

Anna vermisst ihre Freundin aus der Etage über ihr, sie lauscht auf Geräusche, die nicht mehr da sind. Erinnert sich an diese Geräusche und versteht nicht, warum die Familie Kohn nicht mehr da ist, einfach weggegangen ist sie, ohne sich zu verabschieden….
Warum hat Ruth sich nicht einmal von ihr verabschiedet? Sie war doch ihre beste Freundin.
Anna versteht das alles nicht und wenn sie Tante Marie und Onkel Matthias da nachfragt, bekommt sie keine richtige Antwort, also beschließt sie an dem Tag noch einmal sich in die Wohnung oben reinzuschleichen.
Und spätestens, wenn man mit Anna durch die Wohnung schleicht weiß man warum die Familie Kohn nicht mehr da ist und hofft das der eine Hinweis wahr wird.

Die ganze Geschichte um Anna und ihre kleine Familie ist wirklich sehr emotional. Als Leser bin ich mit Anna durch die Trümmer Kölns gelaufen, nachdem ich mit ihr im Bunkerkeller die Bomben gehört habe und die Erschütterung, als das Haus über ihnen zerbombt wurde, das war nur beim Lesen schon furchtbar. Aber selbst in solch einer absolut schlimmen Situation passierte noch ein kleines Wunder und ich war hin und her gerissen, ob es nun gut oder wegen der Zeit doch nicht gut war.
Trotz der schlimmen Zeit, die dann folgte, gab es doch immer wieder etwas Gutes. Das hat die schlimmen Situationen vielleicht nicht wieder gut gemacht, aber es war immer eine Hilfe.
Tante Hilde hat wirklich alles für die Kinder getan, aber immer wurden ihr wieder Steine in den Weg gelegt und Intrigen gegen sie geschmiedet.
Auch wenn ich von Tante Hilde mehr als einmal enttäuscht war, denn im Klappentext steht ja, dass auch sie am Traum ihrer Bäckerei festhält, aber den Eindruck hatte ich lange Zeit nicht.
Eher war es Anna die, als gar nichts mehr ging, diejenige war, die für das Überleben gekämpft hat. Tante Marie war irgendwann nur noch wie ein stumpfes Wesen für mich, das alle Hoffnung aufgegeben hat, selbst als für sie und ihre Kinder alles besser werden konnte, ließ sie es nicht zu.
Teilweise konnte ich es ja verstehen, aber „jammern“ dass sie nichts für die Kinder tun kann, sich in ihr Schicksal fügen und dann eine Chance nicht nutzen – das war für mich unverständlich.
Umso mehr habe ich mit Anna gelitten, die praktisch von einem Moment zum anderen Erwachsen werden musste. Ich konnte sie so gut verstehen, als sie ihre Tante nicht mehr als Tante sah und alles tat um sich, die Tante und den kleinen Karl durchzubringen.
Zum Glück war sie nicht immer allein dabei.
Es war schön die zarte Liebe wachsen zu sehen, die sich in dem ganzen Chaos entwickelte, auch wenn sie gefährlich war.
Am Ende war ich dann auch mit Tante Marie wieder versöhnt, denn durch die Hilfe von Anna und der Person die sie ablehnte ist sie dann doch noch „wach“ geworden.

Was mir hier allerdings ein wenig gefehlt hat – oder hatte ich andere Vorstellungen durch den Klappentext? – war die Schwarzmarktbande und Annas Aufstiegt als gewiefte Kohlendiebin.
Ja, sie hat eine Schwarzmarktbande aus mehreren elternlosen Kindern kennen gelernt.
Ja, die haben ihr Tricks zum Überleben gezeigt und sie auch mit auf Tour genommen und ja, sie hat auch mal ganz gewieft und mutig einen Kohlenwagen überfallen, wofür sie gefeiert wurde.
Irgendwie hatte ich wohl mehr die Schmuggeleien im Vordergrund im Kopf, die waren aber dann doch nicht so das Thema, auch wenn Anna immer wieder notwendiges mitbrachte.
Die Schmugglerbande hab ich aber trotzdem gut kennengelernt und auch da gab es sehr emotionale Szenen, sowohl traurige, als auch schöne.

Das Buch hat mich wirklich von einer Szene zur nächsten mitgerissen. Es gab Personen die ich mochte, andere die ich weniger mochte, aber am meisten habe ich den Bäcker gehasst!
Was dieses Schwein der Familie angetan hat, dafür hätte ich ihn am liebsten umgebracht!
Es gab genug Personen im Buch, die man hassen konnte, sei es nun die Behörden, die Intriganten oder andere, aber dieser eine Bäcker, da habe ich echt Mordgelüste bekommen!
Alles in Allem konnte mich das Buch mitnehmen und mehr möchte ich auch gar nicht dazu schreiben, sonst würde ich jede Szene auseinandernehmen und nur noch spoilern.

Mein Fazit:
Eine sehr emotionale Geschichte, die mich von Anfang an mitgenommen hat und mich durch die ganze Palette der Gefühle geschickt hat. Empfehlen kann ich dieses Buch jedem der Bücher gegen das Vergessen liest, genauso wie jedem der wissen will, wie unsere Eltern oder Großeltern in dieser Zeit gelebt haben.
Klare Leseempfehlung!