7 Wochen, 8 Länder, 1 Frau, 19 Zugverbindungen

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Tina Uebel ist (vorwiegend? unter anderem?) Schriftstellerin und freie Journalistin und außerdem äußerst gerne unterwegs. Als sie 2010 ein Stipendium in Shanghai entgegennehmen soll, soll die Reise auf dem Landweg erfolgen. Nach langer Planung und Knieschlottern, ob die Reisevisa, Fahrkarten und der Pass überhaupt rechtzeitig an Ort und Stelle sind, kann sie am 16. Juli 2010 die Fahrt antreten, um am 1. September in Shanghai anzukommen. Ihre Reiseroute: Deutschland – Serbien – Bulgarien – Türkei – Iran – Turkmenistan – Usbekistan – Kasachstan – China. Auf dem Cover rechnet sie vor: 7 Wochen, 8 Länder, 1 Frau, 19 Zugverbindungen. Und dazu jede Menge Begegnungen.
Im Plauderton schreibt Tina Uebel ihre Gedanken zu dieser Reise auf, berichtet von vielen Hindernissen, die es zu bewältigen gab, überpünktlichen und verspäteten Zügen. Skurrile Vorkommnisse heitern das Geschehen auf, wie z.B. die vielen Springbrunnen in Ashgabat, ihre Suche nach einem ganz besonderen Gericht, dem Plov, oder auch nur die Aufgabe, ein Postpaket aufzugeben in Turkmenistan. Immer wieder begleitet sie ihr unbändiges Interesse am Kontakt mit anderen Menschen. Sie wird dabei vieles entdecken, was in der westlichen Welt keiner von diesen Ländern ahnt, und manche unserer Vorstellungen darüber in ein anderes Licht rücken.
Anfangs störte mich - auf den ersten Seiten bereits - ihre Formulierung „Frauchen“ über eine Frau mit Kopftuch in der Türkei. Erst im Gespräch lernt sie diese Frau schätzen. Doch dies ist nur einer der wenigen Ausrutscher, bei der ihr die Sprache (für mein Empfinden) zu flapsig gerät, ansonsten ist das Buch äußerst angenehm zu lesen und verliert sich eher in der Beschreibung der Vorkommnisse als in deren Bewertung. Und eigentlich ist die Autorin auch sehr weltoffen, ihr Buch strotzt von ihrer Gabe, jeden Menschen erst mal so zu nehmen, wie er sich gibt.
Und, ganz klar, mit diesem Namen muss der Titel des Buches auch ein Wortspiel enthalten, umso mehr als sich Frau Uebel auch als Wortakrobatin sieht. Überhaupt merkt man ihr die Lust an den Worten an. Es ist sehr unterhaltsam, sie auf dieser Reise zu begleiten, und in Nullkommanix ist das Buch ausgelesen. Manche ihrer Gedanken allerdings hallen noch eine Weile durch die Hirnwindungen, z.B. die Gnade darüber, den richtigen Pass in der Hand halten zu dürfen, wie auch die oft geäußerte Frage ihrer Gesprächspartner, ob die Menschen in Deutschland denn glücklich sind.
Unbedingt eine Leseempfehlung von mir, mit allen fünf möglichen Sternen!