Mit der Bahn nach Shanghai

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Tina Uebel gewinnt einen Stipendium in Shanghai und entschließt sich zu einer abenteuerlichen Reise: statt mit dem Flugzeug zu fliegen, fährt sie mit öffentlichen Verkehrsmitteln von Hamburg nach Shanghai. Und sie hat eine Frist einzuhalten! Während ihrer Reise schreibt sie einen Blog, in dem sie ihre Erfahrungen weitergibt. Und zwar alles, was sie auf ihrer skurrilen Reise (Deutschland – Serbien – Bulgarien – Türkei – Iran – Turkmenistan – Usbekistan – Kasachstan – China) erlebt. Dabei ist ihr Begleiter die ständige Suche nach einer Steckdose und Wifi. Nicht alles läuft glatt, aber Tanja Uebel taucht auf ihrer Reise auch in faszinierende Kulturen ein, die uns in Deutschland weitesgehend unbekannt sind – sei es, weil sich die Länder selbst isolieren, oder einfach das Interesse der Deutschen daran fehlt. Mir ist hierfür besonders Turkmenistan im Gedächtnis geblieben, dass man nur mir Reiseführer besuchen darf. Und hier hat mir die Begebenheit im Postamt am besten gefallen. Es wirkte wie aus einer anderen Zeit, dass die Versandsachen in Jutesäcke eingenäht und versiegelt werden!
Das Buch ist sehr angenehm und flüssig zu lesen. Der Erzählstil der Autorin ist Umgangssprache, was zu verstehen ist, wenn man bedenkt, dass dem Buch ein Blog zugrunde liegt. Ein bisschen mehr auf Grammatik und Rechtschreibung hätte meines Erachtens doch geachtet werden sollen. Doch durch die Umgangssprache sind die Begebenheiten auch sehr bildhaft. Man fühlt z.B. sich direkt nach Teheran versetzt und plaudert mit einer Cafébekanntschaft und dessen Mutter über dies und das. Die Pointen sitzen, die Vorurteile werden abgebaut, das Teheraner Leben wird sehr ansprechend dargestellt.
Ein meiner Ansicht nach für den Leser großes Manko hat das Buch allerdings: das erste Kapitel. Bei einem Buch muss der Einstieg sitzen. Die Autorin wirft in ihrem ersten Kapitel verschiedene Begebenheiten völlig zusammenhangslos zusammen – ohne Erklärung oder Plan. Hätte ich vorher nicht die Leseprobe gelesen, hatte ich das Buch an der Stelle weggelegt. Der Klappentext kündigt eine Reise an und kein Potpourri an kurzen Episoden. Es passte einfach nicht. Ich habe auch Bekannte mal kurz anlesen lassen und sie haben mir bestätigt, dass sie das Buch nach dem ersten Kapitel weggelegt hätten. Also an alle, die das Buch lesen wollen: Am besten das erste Kapitel überspringen und direkt mit dem zweiten anfangen. Danach ist das Buch nämlich wirklich super!