Reisen mit Tina Uebel

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helgard 31 Avatar

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Tina Uebel, Journalistin und Schriftstellerin, erhält ein Stipendium für einen zweimonatigen Aufenthalt in Shanghai. Sie macht sich auf den Weg, von Hamburg nach Shanghai – sieben Wochen, fast nur mit öffentlichen Verkehrsmitteln (eine Ausnahme per Flugzeug).
Die Landkarte im Buch erleichtert das Verfolgen der Reiseroute, die auch durch nicht so bekannte Gebiete führt: Bulgarien – Türkei – Iran – Turkmenistan – Usbekistan – Kasachstan – China.
Es ist eine sehr persönliche und eigenwillige Reisebeschreibung, der Stil ist salopp umgangssprachlich und anfangs gewöhnungsbedürftig. Der Reisebericht basiert auf Tina Uebels Reise-Blog (aus 2010), daher wohl auch der Sprachstil. (Ein Blick in den Blog lohnt sich durchaus).
Tina Uebel berichtet vor allem von ihren Begegnungen mit den Menschen und das macht dieses Buch so interessant. Ihre reflektierten Eindrücke, die oft witzig und selbstironisch daherkommen, erzählen von den kleinen und großen Problemen und Freuden im jeweiligen Landesalltag, ihren Reiseproblemen, das eine oder andere Vorurteil wird bestätigt, doch überwiegend gibt es ungewöhnliche Perspektiven zu entdecken. Die Leser sind hautnah dabei, z.B. im Iran, wenn Tina Uebel das überraschend (vergnügungs)offene Teheran erkundet, Sprachbarrieren überwindet, aus Maschhad nur noch flüchten will und eine Landesgrenze weiter durch die Monumentalarchitektur Ashgabats spaziert.
Die einzelnen Kapitel umfassen wenige Seiten, so kann man als LeserIn von Tag zu Tag mitreisen. Fotos illustrieren die Eindrücke, mir hat es gut gefallen, einige von den im Buch beschriebenen Menschen und Orten auch zu sehen.
Unten auf den Buchseiten gibt es ab und an Anmerkungen – die hätte man sich sparen können, sie sind so klein gedruckt, dass sie auch mit Brille nur mühsam zu entziffern sind.
Das Cover erscheint auf den ersten Blick ein wenig trist, passt aber zu den beschriebenen Zügen, die Tina Uebels Fortbewegungsmittel waren.
Fast sechs Jahre liegen zwischen Reise und Erscheinen des Buches, die bereisten Länder werden sich verändert haben. Das bestätigt die Autorin in ihrem Nachwort. Zu hoffen ist, dass sich das Zwischenmenschliche, das im Buch die Hauptrolle spielt, erhalten hat.
Mir hat das Buch sehr gut gefallen und ich empfehle es gern.