Uebel lustig

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simone1711 Avatar

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Leider habe ich zum Lesen und Rezensieren des Buches nun doch wesentlich länger gebraucht - zum einen kam mir eine Krankheit dazwischen, zum anderen musste ich beim Lesen immer wieder pausieren.

Der Reisebericht von Tina Uebel ist einer von der anderen Art. Witzig, unterhaltsam, gespickt mit Wortwitz und sprachlichen Fallstricken. Und so lustig das zu lesen ist, so anstrengend ist es auch. Man muss sich einfach immer wieder erholen, weil die Eindrücke so auf einen einprasseln - ganz so wird es Frau Uebel auch ergangen sein. Sie gibt alles relativ ungefiltert und ungeschönt weiter. Das kann man mögen oder auch nicht. Es ist nicht so, dass man nur seichte Belanglosigkeiten erfährt. Aber man muss genau lesen, damit einem unter all dem schnoddrigen Geplapper nicht mal eine echte Weisheit mit Tiefgang entgeht.

Von Hamburg auf dem Landweg nach China, und das in zwei langen Monaten - das muss man sich erstmal trauen. Unsichere Verbindungen, Zugtickets die man mit viel Glück zwischendrin einsacken kann, aber dabei spüren wie wildfremde Menschen alles tun um einem behilflich zu sein. Ich weiss nicht ob ich mich das trauen würde. Mit den beschriebenen Landschaften und den unterschiedlichen Gerichten in den bereisten Ländern könnte man mich ködern, aber als eher menschenscheues Wesen täte ich mir mit allem anderen sehr schwer. Doch Tina Uebel ist ja wie sie behauptete auch eher schüchtern - also vielleicht wage ich es noch und gucke mal, ob ich auch ein paar potenzielle Ehemänner auftreiben kann zwischen Hamburg und Shanghai.

Ein wenig Abenteuerlust hat der Bericht in mir geweckt, gelacht habe ich und viel erfahren. Ich habe den Eindruck, jetzt mehr zu wissen über manche Orte, wobei ich zugeben muss, dass ich über einige gar nichts wusste. Nicht vernebelt von Ängsten und Vorurteilen etwas über die Fremde erfahren zu können ist hilfreich in diesen Zeiten. Zur Völkerverständigung trägt das sicher noch am ehesten bei.

Insgesamt hat mir das Buch echt gut gefallen, wenn es auch wie gesagt etwas anstrengend zu Lesen war. Aber ich empfehle es innerhalb meines Bekannten Kreises gern weiter. Und sei es nur, damit ein paar Deutsche hier ihren Pass mal mit anderen Augen betrachten.