Erfüllt nicht meine Erwartungen

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janicka13 Avatar

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"Was genau die Klimakrise macht, steht schon in vielen Büchern. Gefühlt ist die Bestsellerliste voll davon. (...) Das Thema ist bei den Autor*innen angekommen und bei den Leser*innen." Diese Aussage aus dem Vorwort von "Über Leben in der Klimakrise" von Milena Glimbovski hat meine Erwartung geschürt, dass dieses Buch anders sein wird. Dass es hier nicht vordergründig um die Mobilmachung für das Klima geht, sondern um ein Sachbuch, das mit Fakten und Tipps aufwartet. Ich wurde enttäuscht.
Für meinen Geschmack kommen Fakten, Statistiken, Handlungsideen zu kurz. Obwohl Milena Glimbovski viele Quellen und Experten zitiert und eine durchaus wissenschaftlich anmutende Arbeitsweise an den Tag legt, ist das Buch gespickt von Emotionen, Panikgefühlen und Verzweiflung. Auf der emotionalen Ebene verstehe ich, dass sie frustriert ist, wenn sie sich seit Jahren für das Klima engagiert und ihr Engagement (und das vieler anderer) gefühlt nichts bzw. zu wenig verändert. Dem Buch jedoch hätte aus meiner Sicht gut getan, sachlicher an die Sache ranzugehen. Die Mischung aus Emotionen und wissenschaftlicher Darstellung soll populärwissenschaftlich anmuten, ist aber irgendwie schräg. Zumal regelmäßig Geschichten und Erlebnisse beschrieben werden, die mit dem Klimawandel nichts zu tun haben. Etwa wenn die Autorin beklagt, dass sie mit ihrem Sohn nicht an den Badesee fahren kann, weil die Oder gerade wegen chemischer Rückstände bedenklich ist, der Helenensee als ehemaliger Tagebau erdrutschgefährdet ist und der Parsteiner See im Pegel gesunken ist. Das hat alles mit Umwelt und Naturschutz zu tun, ja, aber für mich hat diese Information kaum Mehrwert.
Insgesamt ist die Gewichtung innerhalb des Buches nicht so, wie ich es mir erhofft habe. Die ersten 68 Seiten sind ein Gesinnungsaufsatz fast ohne nützliche Fakten. Ab Seite 69 beginnt das eigentliche Thema, nämlich die Klimaanpassung. Aber auch hier ist viel Erzählung und Überzeugung vom Klimaschutz dabei. Nur: Wer dieses Buch gekauft hat, ist doch schon für das Klima.
Fazit: Ich finde, hier wurde viel Platz verschenkt. Vielleicht empfinden andere Leser das Buch durch die Ausflüge in die Angstzustände der Autorin als leichter lesbar, mich hingegen ärgern sie, weil an ihrer Stelle mehr Informationen, Anregungen und Ideen hätten vorgestellt werden können. Oder das Buch hätte kürzer werden können - weniger Seiten bedeuten weniger Papier und geringere Transportkosten, also auch einen Gewinn für die Umwelt. Schade jedenfalls, das Thema ist für sich genommen so wichtig.