(Über-)Leben – eine persönliche „Abrechnung“

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Schon mit dem Wortspiel im Titel hatten Autorin bzw. Verlag mich – beim Beginn des Buches war ich dann jedoch eher skeptisch: zu persönlich, zu sehr im Stil von „mein schönstes Ferienerlebnis“? Doch vor dem Hintergrund von Bildern von Regionen, die gerade in Wassermassen untergehen, und anderen, wo das Wasser einfach ausbleibt, überwog das Interesse, ob man hier etwas für das eigene Leben dazulernen kann.

Nach einem sehr persönlichen Vorwort beginnt Milena Grimbowski, sich in 12 Kapiteln und einem Nachwort Gedanken zum (Über-)Leben inmitten der Klimakrise zu machen. Die Kapitel tragen Überschriften wie „Warum Klimaschutz allein nicht mehr ausreicht“, „Landwirtschaft“, „Katastrophenschutz und Prepping“ oder „Grenzen der Anpassung und Migration“ und schon an diesem Ausschnitt wird klar: Grimbowskis Buch gibt einen ziemlich umfassenden Überblick über die gesamte Themenwelt des Klimawandels: Es geht in vielen Teilen um Wasser (Trinkwasserversorgung, steigender Meeresspiegel) und man bekommt einen Eindruck, was uns noch bevorsteht. So ist „Über Leben in der Klimakrise“ zunächst eine Art Themensammlung und Analyse, geht darüber aber auch hinaus, denn Grimbowski hat Ideen, wie wir uns anpassen können an die uns bevorstehenden Änderungen. Dass davon einige auf der Hand liegen und vielleicht auch ein bisschen Marketing in eigener Sache sind, kann man ihr nicht einmal vorwerfen (könnte man, wäre aber Unsinn).

Was zeichnet das Buch aus bzw. was schmälert seinen Wert möglicherweise? Wie bereits gesagt, ist dies ein sehr persönliches Buch. Das kann man mögen, muss man aber nicht, mir war es streckenweise ein bisschen zu viel. Fakt ist, dass wir eigentlich wissen, dass es Dürren gibt, aber auch Fluten, derer wir nicht Herr werden und doch nichts tun – die Fakten kennen wir, aber sie bringen uns bzw. die Politik nicht zum Handeln. Folglich kann der Versuch der Verhaltensänderung ja vielleicht mit persönlichen Erfahrungen motiviert werden. Und ich denke, genau das versucht die Autorin – wenn dem so ist, könnte ihr Unterfangen gelingen. Denn sie bleibt nicht bei einer Schilderung notwendiger Veränderungen bzw. einer Analyse stehen, sondern macht konkrete Vorschläge zur politischen und privaten Umsetzung (bei denen einem zugegeben teils angst und bange werden kann) für eine klimaresiliente Gesellschaft. Weil das Buch sehr persönlich und anschaulich geschrieben ist, ist es gut und leicht lesbar. So hält Grimbowski ihren Lesern denn auch den Spiegel vor – es kann eben jeder etwas tun. Für alle, die nicht mehr den Kopf in den Sand stecken, sondern in puncto der nahenden Klimakatastrophe gewappnet sein wollen, eine empfehlenswerte Lektüre.