Wärmendes Herzensbüchlein

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sendorra Avatar

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Das Wetter graut vor sich hin. Die Brötchenarbeit lauert mit der Drohung ernsten Kopfzerbrechens. Die Nachrichten … ach, wisst Ihr ja selbst. Ich brauchte heute Morgen ganz dringen eine Umarmung. Zum Glück bekam ich die recht flott. Inklusive dicker Schmatzer vom Vizechef. Der kleine Igel in „Umarmst du mich mal?“ von Eoin McLaughlin und Polly Dunbar hat da leider (erst einmal) nicht so viel Glück wie ich.

Denn „Der Igel war traurig. So traurig, wie ein Igel nur sein kann. Da half nur ein…“ – eine Umarmung! Er fragt den Fuchs, das Eichhörnchen, die Elster. Doch keiner hat Zeit. Sie müssen Tonnen umwerfen, Nüsse zählen, Lieder singen. Die Eule gibt zu bedenken, dass die Stacheln eine Herausforderung sind und faselt was von Topf und Deckel…
Auf der anderen Seite des Buches ist die Schildkröte „so traurig, wie eine Schildkröte nur sein kann.“ Auch sie sucht verzweifelt jemanden, der sie einfach in den Arm nimmt. Doch der Dachs hat klebrige Hände, der Hase muss buddeln, der Frosch hüpfen. Die Eule findet den Panzer zu hart und faselt was von Topf und Deckel…
Igel und Schildkröte sind nun noch trauriger. Rollen sich ein, ziehen sich in Panzer zurück. „Und da … trafen sie sich.“

„Umarmst du mich mal“ ist ein liebevolles, wärmendes Herzensbüchlein mit feinen, sensiblen, wahnsinnig putzigen Zeichnungen und hinreißend einfacher Geschichte. Ja, die Geschichte ist einfach. Doch so einfach die kleine Geschichte ist, so stark berührt sie die streichelbedürftigen Stellen meines Gemüts.

Wer von uns kennt das nicht? Man will doch nur mal kurz gedrückt werden. Und dann muss der Lieblingsmensch – nur ganz schnell noch – das Kleingeld rollen. Oder Nägel schneiden. Staubsaugen. Oder Lollies kaufen…
Für Kinder ist dieses Vertröstet-werden ein Dauerthema. Die Kindergärtnerin muss ein anderes Kind trösten, die Mama arbeiten, Papa telefonieren, Omas Hose ist zu sauber für Matschfinger; Opa hört eh nichts, der Kassierer muss kassieren, der Weihnachtsmann schon zum nächsten Haus. Das ist so unglaublich hart. So frustrierend.

Umso wichtiger, dass wir dann doch jemanden finden, der sich Zeit nimmt uns so zu knuddeln wie wir nun mal sind. Und ja, da gibt es eigentlich immer irgendwo jemanden, wenn wir uns nicht einigeln und den Panzer öffnen. Ist nur leider oft einfacher gesagt als getan, liebe Eule. 😉