Roadtrip zurück ins Leben

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noelas_books Avatar

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_"Als ich beschloss, mich um Menschen zu kümmern, die weniger Glück im Leben haben als ich, war ich pleite, also bin ich vielleicht nicht gerade Florence Nightingale. Und wenn man bedenkt, was mit Piper und Jodi passiert ist, bin ich vielleicht nicht mal besonders gut dafür geeignet, mich um Menschen zu kümmern. Tatsache ist, dass ich mit neununddreißig und einer Lücke im Lebenslauf, die den Großteil der technologischen Revolution umspannt, überhaupt nicht mehr für viel geeignet bin."_

**Inhalt**

Ben hatte vor zwei Jahren alles, was sich ein Mann wünschen kann. Eine Familie, ein Haus, zwei Kinder – ein glückliches Leben. Doch dann kam es zu einem Ereignis, dass sein Leben aus den Angeln und ihm alles nahm, was ihm lieb und teuer ist. Nun ist Ben persönlich und finanziell am Ende. Er absolviert deshalb einen Kurs in häuslicher Pflege und übernimmt einen Job bei Trevor, der an einer unheilbaren Muskelkrankheit leidet und im Rollstuhl sitzt. Trevors Vater Bob hat direkt nach Bekanntwerden der Krankheit Trevors das Weite gesucht, was ihm weder Trevor noch seine Mutter verzeihen können. Ben hat jedoch Mitleid mit dem Tollpatsch und überredet Trevor seinen Vater zu besuchen. Und das ist der Beginn des Roadtrips quer durch die USA, bei dem die beiden nicht nur seltsamen Typen begegnen, sondern auch von einem braunen Auto verfolgt werden. Nichts läuft so, wie es geplant war und doch wird es für beide die Reise ihres Lebens.

**Meine Meinung**

Jonathan Evison erzählt in seinem Roman "Umweg nach Hause" eine gleichzeitig heitere wie auch tragische Geschichte von Menschen, die das Schicksal schwer getroffen hat, die voller Schwächen sind und dennoch nicht den Mut verlieren. Im Mittelpunkt stehen der 39jährige Ben und der 19jährige Trev. Ben findet langsam wieder ins Leben zurück, nachdem er alles verloren hat. Nach einem Pflege-Lehrgang nimmt er den Job bei Trevor an, der an Muskeldystrophie leidet und weiß, dass er früh sterben wird. Für mich bilden die beiden ein ähnlich wunderbares Gespann, wie in "Ziemlich beste Freunde". Mit viel Einfühlungsvermögen, Humor und Situationskomik beschreibt Evison den Alltag der beiden und nimmt ihm damit die Schwere, die auf Grund der Krankheit hätte entstehen können.

Als Trevs Vater zu Besuch kommt und versucht wieder gut zu machen, was er direkt nach der Diagnose der Behinderung vermasselt hat, möchten weder Trev noch seine Mutter ihn sehen. Nur durch das gute Zureden von Ben, ändert sich Trevs Meinung und der Roadtrip quer durch die USA beginnt. Dort treffen sie auf die junge Ausreißerin Dot und die hochschwangere Peaches mit ihrem Freund Elton. Die Reise ist für alle etwas besonders und bringt sie einander näher, öffnet aber auch alte Wunden, die nun endlich ein Stück weit heilen können.

In Rückblenden lässt Evison auch Bens Vergangenheit Teil des Romans werden und offenbart häppchenweise, was ihn aus der Bahn geworfen hat. Und das ist schon harter Tobak, den der Autor gelungen in folgende Worte verpackt:

_Wer will denn in einer Welt leben, in der das Leid das einzig Beständige ist, einem Ort, wo einem alles, was einem jemals wirklich wichtig war, in einem Augenblick genommen werden kann? Und es wird einem genommen, da braucht man sich gar nichts vorzumachen._

"Umweg nach Hause" ist eines dieser Bücher, bei denen ich nicht so viel erwartet habe und dann doch so reich beschenkt worden bin. Es zeigt, dass man sich nicht mit seinem Schicksal abgeben und dem Leben stellen sollte. Und so hoffe ich, dass vor allem Ben es schaffen wird, nicht nur einfach weiter zu machen, sondern auch wirklich glücklich zu werden.

**Fazit**

"Umweg nach Hause“ ist ein warmherziger Roman voller Situationskomik. Eine ergreifende, eine rührende Geschichte, die trotz aller Tragik Spaß macht, zu lesen. Leseempfehlung!