Sensibel, aber nicht sentimental

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern
solveig Avatar

Von

„Wenn man Pech hat, wird das Leben einem plötzlich unter den Füßen weggezogen wie ein Teppich …“
Für Ben Benjamin hat sich das Leben schlagartig verändert, seine Familie ist zerstört, und er braucht Jahre, um wieder einigermaßen Fuß zu fassen. Während er versucht, sein Leben in den Griff zu bekommen, lässt er sich als Krankenpfleger für den jungen Trevor Conklin anstellen, der an Muskeldystrophie Duchenne leidet. Für Trev gibt es nicht mehr viel Zukunft; denn seine Krankheit ist unheilbar.
Die Kapitel über Bens beginnende Freundschaft mit dem Jungen wechseln mit Kapiteln über sein privates Desaster. Nach und nach erfährt der Leser so Einzelheiten von Bens Schicksal. Um dem todkranken Trev eine vielleicht letzte Gelegenheit zu geben, seinen Vater in Utah zu besuchen, begibt sich Ben mit ihm auf eine gut organisierte Reise, nicht ahnend, dass sie ihn selbst zu wichtigen Erkenntnissen führt.
In lockerer, freimütiger Sprache gibt der Autor die manchmal komischen, manchmal dramatischen Erlebnisse dieser Fahrt der beiden Männer wieder, berichtet von den diversen Etappen, so manchen Schwierigkeiten und von den unterwegs spontan dazu kommenden Mitfahrern, die der Reise unerwartete Wendungen, aber auch neuen Schwung in Trevs Leben bringen: das Mädchen Dot, die hochschwangere Peaches und ihr merkwürdiger Freund Elton.
„Umweg nach Hause“ ist eine nachdenkliche Geschichte mit ernsten Themen, sehr einfühlsam von Jonathan Evison erzählt, aber nie sentimental.
Bei allem Ernst und einer leichten Wehmut, die dem Roman hinterlegt sind, verbreitet der humorvolle, vordergründig oft ironische Ton doch Optimismus.
Hinter dem bewusst schlicht gehaltenen Buchcover und dem harmlosen Titel verbirgt sich eine menschlich anrührende Geschichte. Wirklich lesenswert!