Umweg nach Hause

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regenprinz Avatar

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Der Roman "Umweg nach Hause" hat mir so gut gefallen, dass ich mir vorgenommen haben, von diesem Autor noch mehr zu lesen. Die Geschichte verlief zwar ein bisschen anders, als ich es nach der Leseprobe erwartet hatte - z.B. brechen sie erst relativ spät zu ihrer Reise auf - aber für den Klappentext und auch die betont witzig sein wollenden Illustrationen im Einband kann der Autor ja nichts. Denn in sich ist die Geschichte stimmig und vor allem sehr schön erzählt. Auch im Detail: In den späteren Passagen sind mir vor allem die atmosphärischen Landschaftsbeschreibungen positiv aufgefallen.
Doch der Fokus liegt natürlich auf den Figuren in diesem Roman und die sind alle gut getroffen. Mein Kritikpunkt nach der Leseprobe (die für mein persönliches Empfinden zu derben Männergespräche) relativierte sich rasch, da stieß mir beim fortschreitenden Lesen absolut nichts mehr auf. Was Ben zugestoßen ist und wie er versucht, damit umzugehen und mit dem Leben weiterzumachen, kommt sehr eindringlich rüber - mit all seinen Fehlern und Macken und Schwächen wächst er einem doch stark ans Herz. Noch mehr Trev, den man anfangs ja vor allem über seine Krankheit wahrnimmt und mit jedem Kapitel mehr als eigene Persönlichkeit - ein ganz normaler Jugendlicher eben, nur mit massiven körperlichen Einschränkungen und verdammt wenig Zeit, die ihm noch bleibt. Ansonsten geht es hauptsächlich um das Thema Familie (füreinander da sein oder eben nicht), um das Schicksal bzw. Dinge, die sich nicht wiedergutmachen lassen und an denen man nichts ändern kann, so sehr man es auch will. Mir persönlich hat auch gut gefallen, wie klar und ohne falsche Scham die Pflegesituation dargestellt wurde.
Das Buch macht nachdenklich, rüttelt auf, bringt einen zum Lächeln und rührt stellenweise fast zu Tränen. Und die ganze Zeit über liest es sich schön. Eine ganz klare Leseempfehlung von meiner Seite!