Umwege, Irrwege und Wege, die zum Ziel führen!

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petris Avatar

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Es gibt in jedem Leben diese Wendepunkte, an denen Dinge passieren, das Schicksal zuschlägt oder man Entscheidungen trifft, die das Leben in eine bestimmte Richtung drängen. Und genau darum geht es in diesem Roman.

Im Mittelpunkt stehen die beiden Buben Gustav und Anton. Ersterer wächst bei seiner verwitweten Mutter auf, die sich bemüht, aber kühl und lieblos ist und ihrem Sohn rät, sich eine harte Schale zuzulegen. Aber auch in ihrem Leben gab es diesen einen Wendepunkt, wer weiß, wie sie geworden wäre, wenn damals das Schicksal anders gespielt hätte.
Anton ist ein kleines Wunderkind am Klavier, unterstützt von seinen liebevollen Eltern. Doch ihm steht seine Bühnenangst im Weg.
Anton und Gustav begegnen sich in der Vorschule und werden vom ersten Tag an beste Freunde. Doch sie benötigen viele Umwege und Wendepunkte, um am Ende zu bemerken, wie wichtig sie wirklich füreinander sind.

Womit es genau anfing, weiß man nie genau. Auch nicht, was passiert wäre, wenn manches nicht begonnen hätte. Aber genau darum kreist dieser Roman, konsequent wird das Thema in den Geschichten aller Protagonisten variiert. Die Geschichte erscheint dadurch allerdings nicht konstruiert, sondern im Gegenteil, sehr realistisch, so wie das Leben spielt. Es sind keine außergewöhnlichen Schicksale, die hier erzählt werden und dennoch liest man jede Seite mit großer Spannung und wird immer wieder überrascht.

Wunderbar gefallen hat mir auch die Struktur des Romans. Zwischen den drei Teilen gibt es große Zeitsprünge, die jedoch mit Rück- und Vorblicken gut zu verstehen sind. Gestartet wird im ersten Teil im Jahr 1942 und dann bis 1952 weitererzählt. Im zweiten Teil geht es zurück in der Zeit, die Jahre 1937 bis 1942 stehen im Mittelpunkt und vieles stellt sich anders dar, als man im ersten Teil vermutet hätte. Der dritte und letzte Teil beginnt im Jahr 1992 und endet 2000, die Folgen der vielen Anfänge werden erzählt und so etwas wie ein Neuanfang gemacht.

Interessant fand ich, dass für mich überhaupt nie zu merken war, dass es sich um eine Übersetzung handelt. Das liegt wohl einerseits am Können der Übersetzerin, aber andererseits auch daran, dass es der Autorin hervorragend gelungen ist, in einer fremden Sprache den Geist der Schweiz einzufangen.

Ein großartiger, sehr schlicht erzählter Roman, bei dem vom Cover über die Struktur, bis hin zu den Charakteren und der Sprache alles passt und den man einfach lieben muss!