Ungewöhnliche Lebens- und Liebesgeschichte

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern
bedard Avatar

Von

Gustav und Anton begegnen sich das erste Mal 1948 in der Vorschule in dem kleinen Ort Matzlingen in der Schweiz. Gustav lebt mit seiner verbitterten und lieblosen Mutter in sehr ärmlichen Verhältnissen. Anton hingegen wird von seinen wohlhabenden Eltern geliebt und in seinem Bestreben, ein erfolgreicher Pianist zu werden, gefördert. Die jüdische Familie wird für Gustav bald schon zu seinem zweiten, schöneren Zuhause.

Rose Tremain erzählt in berührender, schlichter Sprache nicht nur die Lebens- und Liebesgeschichte dieser beiden Jungen, die so unterschiedliche Ausgangsbedingungen hatten und viele Jahrzehnte brauchen, um schließlich gemeinsam glücklich leben zu können.
Sie wechselt sowohl die Zeitebenen als auch die Erzählperspektive. Wenn zunächst aus der Sicht des kleinen Gustav nur schwer verständliche Andeutungen über seinen Vater eingestreut werden, erfährt der Leser später die Geschichte seiner Eltern aus deren Blickwinkeln. Auf diese Weise rollt die Autorin die Geschichte langsam von hinten auf und weckt, wenn nicht Sympathie so doch ein wenig Verständnis für das Verhalten insbesondere von Gustavs Mutter.

Gut gelungen sind die Charakterzeichnungen, auch wenn es nur wenige Personen gibt, die mir wirklich sympathisch sind. Am ehesten Antons Eltern, vielleicht auch noch Gustav, der aber eigentlich als Person zu langweilig ist, um ein Sympathieträger zu sein.
Passend und etwas ungewöhnlich ist das Cover, denn es vermittelt - vielleicht nicht auf den ersten Blick - worum es in diesem Buch geht.

Trotz einiger kleiner Schwächen, insbesondere das für meinen Geschmack etwas zu gepresste Ende, ist Rose Tremain eine echte Neuentdeckung im Bereich anspruchsvollere Unterhaltungsromane für mich. Ich kann diesen Roman wirklich empfehlen und werde in absehbarer Zeit sicher einen ihrer anderen Romane lesen.